III. Vater Mardans zweite fehde mit den tscheremissen und sein tod.

[103] Auch allein führte vater Mardan oftmals krieg. So rückte er einmal zu pferde ins feld. Die tscheremissen wussten, dass er so zu pferde reiste, und schnitten im voraus die pfeiler der erlenen brücke ab, welche entweder über den -fluss oder den våṷa-fluss (wir wissen es nicht sicher) führte. Vater Mardan wollte zuerst mit einem schwarzen pferde über den fluss reiten, aber das schwarze pferd ging nicht (auf die brücke). Da das schwarze pferd nicht ging, setzte sich vater Mardan auf ein gelbes pferd und wollte so über den fluss fahren. Auch das gelbe pferd ging nicht. Darauf setzte er sich auf ein scheckiges pferd, und das scheckige pferd ging stampfend (auf die brücke). Kaum hatte er mit seinem scheckigen pferde die brücke betreten, so stürzte die brücke ein, und vater Mardan fiel in's wasser. Als er in's wasser gefallen war, kamen die tscheremissen aus ihrem hinterhalte hervor und fingen an mit pfeilen auf vater Mardan zu schiessen. Vater Mardan hatte, als er sich auf den weg machte, seinen wundersäbel vergessen und schickte jetzt zu seiner frau einen boten mit den worten: »Schicke mir das krumme brot!« Die frau verstand die worte ihres mannes nicht und schickte ihm eine gewöhnliche piroge. Vater Mardan trug (nämlich) seinen wundersäbel in einer piroge, und auf diese sollen sich seine worte bezogen haben (eig. nach dieser soll er geschickt haben), als er zu seiner frau »das krumme brot« sagen liess. Die kräfte vater Mardans nahmen ein ende, und vor seinem tode sagte er: »Ein scheckiges pferd ist kein pferd, eine frau, die nicht die erste ist, ist keine frau!«[103]

Bei seinem tode verfluchte vater Mardan sein geld und sagte: »Wenn jemand meinen mühlstein wieder zusammenfügen kann (er hatte seinen mühlstein zerhauen und irgendwohin geschleudert), dann möge man auch mein geld finden!« Weil (einmal) die hintere öse seines bastschuhes während eines kampfes abgerissen wurde, bediente er sich (danach immer) geflochtener bastschuhösen. Weil die erlene brücke einstürzte, verfluchte er bei seinem tode auch solche brücken, welche aus erlenbaum gemacht sind.

Vater Mardan erreichte ein alter von dreihundertsiebzig jahren. Aus seinem geschlecht stammen (folgende) elf dörfer her: možga, kįńegjįɯ, śugjįɯ, t'ṧeberšur, t'ṧɯmoi, višur, udmurt, urdo, kṷat't'ṧi, kṷat't'ijįɯ und ṭšožes. Alle drei jahre bringen diese elf dörfer dem vater Mardan ein pferdeopfer. Diese opferzeremonie vollzieht sich im dorfe možga, am flusse kįńegšur. Diesen platz nennt man »tṧekaśkon ińtį« (»der platz der beruhigung«).

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 103-104.
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