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Ein fuchs wanderte durch ein dorf und bat sich von einem manne ein nachtlager aus: »Mein freund mensch, du gestattest ja, dass ich (bei dir) übernachte?« Der mensch sagte ihm: »Meine stube ist sehr klein und ist auch kalt; wie kannst du (also) bei mir übernachten?« »Ach, mein freund mensch, lass mich wenn auch auf deinem fussboden übernachten!« bat der fuchs dringend, und aus mitleid liess ihn der mensch herein. Als er hereingelassen war, fragte ihn der mensch: »Wo bist du auf reisen gewesen?« »Ich war auf der hochzeit meines kindes.« »Welchen namen habt ihr denn (ihm) gegeben?« fragte der mensch. »kutiśkon« (anfang), antwortete der fuchs.
Nachdem der fuchs da übernachtet hatte, ging er vom menschen weg, und nachdem er bei tage irgendwo gewandert war, kam er abends wieder zu dem menschen um (bei ihm) zu übernachten. »Lässt du mich jetzt auf deinem ofen übernachten?« fragte er. »Ja wohl!« sagte der mensch und fragte wieder: »Wo bist du heute auf reisen gewesen?« Der fuchs sagte: »Auch heute bin ich auf der hochzeit meines kindes gewesen«. »Welchen namen habt ihr denn (ihm) gegeben?« fragte der mensch. »šoreti« (der mittlere), antwortete der fuchs.
Darauf ging der fuchs am folgenden tage wieder hinaus und kam, nachdem er irgendwo gewandert war, abends zu dem menschen um (bei ihm) zu übernachten und fragte: »Lässt du mich jetzt auf dem kienspansparren übernachten?« »Ja wohl!« sagte der mensch und fragte: »Wo bist du wieder gewandert?« »Ich war auf der hochzeit meines kiudes«, antwortete der fuchs. »Welchen namen habt ihr denn (ihm) gegeben?« fragte der mensch. »kɯrjan«1[106] antwortete der fuchs. Der fuchs hatte in dem speicher des menschen honig essen gelernt, und das deutete er auf solche weise an.
Nachdem der fuchs auf den kienspansparren hinaufgeklettert war um da zu übernachten, fing er an auf den menschen kienspäne zu werfen. Weil er (der fuchs auf ihn) kienspäne warf, nahm der mensch sein pferd, spannte es an den fuhrschlitten und fuhr also singend weg:
»Was ist kleiner als die pflanze?
Was ist feiner als die rute?
krįmd'źik, krįmd'źik!«
Als er also singend reiste, kam ihm ein anderer fuchs entgegen. Dieser fuchs bat und sagte: »Lässt du auch mich (in deinem schlitten) sitzen, mein freund mensch? Du hast sehr schön gesungen!« Der mensch liess ihn sitzen, weil er so sehr darum bat.
Darauf sassen sie, der mensch und der fuchs, zusammen, sangen wieder, reisten weiter und begegneten einem wolf. Jetzt bat der wolf und sagte: »Lasst ihr mich sitzen? Ihr habt sehr schön gesungen!« Der mensch liess auch den wolf sitzen, weil er darum so sehr bat.
Darauf reisten sie zu dreien singend weiter. Als sie so reisten, kam ihnen ein bär entgegen. Der bär bat (um platz in dem schlitten) und sagte: »Sehr schön habt ihr gesungen!«, und sie liessen ihn sitzen. Während sie nun fuhren, brach die deichsel ab. Als die deichsel abgebrochen war, schickte der mensch den fuchs um eine (neue) deichsel zu holen. Der fuchs ging und brachte eine ganz kleine rute. »Ah, mein freund fuchs, wenn du eine deichsel holtest, die der alten deichsel ähnlich wäre!« sagte der mensch und hiess den wolf gehen (um eine deichsel zu holen). Der wolf brachte einen ganz kleinen zweig. Jetzt hiess der mensch den bären (gehen). Der bär ging, riss eine sehr grosse fichte auf und brachte sie. Da sie keine dienliche (deichsel) holten, ging der mensch selbst eine deichsel zu suchen und sagte: »Habt mal acht auf das pferd!« Ehe der mensch die deichsel brachte, frassen der bär, der wolf und der fuchs das pferd auf und liessen von ihm nur die[107] knochen übrig. Als der mensch die knochen seines pferdes sah, weinte er sehr und kehrte zu fuss wieder zu den (übrigen) menschen (d.h. nach seinem dorfe) zurück.
1 | kɯrjànį = abkratzen. |