3. Der mann und der waldgeist.

[58] Ein mann ging in den wald, um in einer baumhöhle bienenstöcke einzurichten, und soll herumgewandert sein, um einen (dienlichen) baum zu suchen. Dann begegnete ihm der waldgeist und fragte: »Was suchst du?« Der mann sagte: »Ich suche einen (dienlichen) baum, um bienenstöcke zu machen«. »Komm mal, ich[59] werde dir selbst zeigen!« sagte der waldgeist, führte ihn mit sich, zeigte ihm einen baum und sagte: »Mache in diesem baum, von hier an beginnend, bis neun bienenstöcke, darüber aber darfst du keinen einzigen bienenstock machen!« Der mann machte demgemäss neun bienenstöcke, ging dann weg und begab sich im frühling (in den wald), um (die bienenstocköffnungen) zuzumachen. Da begegnete ihm wieder der waldgeist und fragte ihn: »Was suchst du?« Der mann sagte: »Ich suche deckel, um die öffnungen der bienenstöcke zuzumachen«. »Wohlan, suchen wir zusammen!« sagte der waldgeist, und sie gingen deckel zu suchen. Der waldgeist fand solche, nachdem er volle drei tage gesucht hatte, und dann machten sie die bienenstöcke zu.

Im sommer ging der mann darauf, um seine bienenstöcke nachzusehen, und die bienen waren in alle neun (bienenstöcke) hineingezogen. Darauf ging der mann im frühling noch ein mal (in den wald) und machte am gipfel jenes baumes noch einen bienenstock, damit zehn bienenstöcke da seien. Darauf ging der mann im sommer seine bienen zu suchen, und die bienen waren alle verschwunden! Dann sah ihn der waldgeist und sagte: »Hab' ich dir doch gesagt: ›keinen einzigen bienenstock darüber sollst du machen!‹ Ob du hernach bienenstöcke in baumhöhlen machst oder nicht, – keine einzige biene wird dir mehr in einen bienenstock hineinziehen! Dieser baum war der baumkönig! Du hast ihm das auge ausgestochen; sein auge war ja da (am gipfel)!«

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 58-60.
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