46. Der hase als zauberarzt.

[153] Ein man säte rüben in dem boden unter dem dache. Die rüben wurden fertig, und die frau jenes mannes kletterte hinauf um rüben in einen sack zu sammeln. Ihr sack wurde voll, und die frau geht schon hinab, aber (jetzt) bei dem niederkommen fällt sie herab. Die frau wurde sehr krank und war schon nahe daran zu sterben.

Ihr mann ging um einen zauberarzt zu holen. Er ging ein stückchen und begegnete einem bären. »Verstehst du nicht krankheiten zu beschwören, bär? Meine frau fiel beim niederkommen vom boden herab und ist schon nahe daran zu sterben. Sie ist schon sehr schwach!« sagte er (dem bären). »Ich verstehe nicht zu beschwören«, sagte der bär und ging weg.

Der mann ging weiter, und ein wolf kam ihm entgegen. Er fragte den wolf: »Wolf, verstehst du nicht krankheiten zu beschwören? Meine frau ist sehr krank!« »Ich verstehe es nicht!« sagte der wolf.

Der mann geht weiter und sah einen fuchs. Auch der fuchs verstand nicht zu beschwören.

Jetzt kommt dem manne schon ein hase entgegen. »Hase, verstehst du nicht krankheiten zu beschwören? Meine frau fiel beim niederkommen vom boden herab und ist jetzt sehr krank«. Der hase sagte: »Ich verstehe sehr gut krankheiten zu beschwören! Wo ist deine frau?« »Meine frau liegt da in unsrem dorfe, sie vermag nicht aufzustehen!« Darauf gingen der mann und der hase zusammen zu der kranken frau. Der hase beschwor und zauberte, und die frau genas.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 153-154.
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