Spinozas »Deus« 1 . – Wie wir wünschen, Spinoza hätte uns seine Weltanschauung ohne seine Beweise gegeben, d.h. seine Gedanken ohne seine Sprache, so wünschen wir auch, er hätte das Doppelspiel, das Gott der Natur gleichsetzt (Deus sive Natura) und willkürlich ...
I. Descartes führt in der Philosophiegeschichte den Beinamen eines Vaters der neuem Philosophie. Um seine Lehre wurde lange gekämpft, wie sonst nur um kühne Neuerungen bahnbrechender Geister. Der ganz große Spinoza ist in der mathematischen Form seines Systems, wie in ...
Sinn des Lebens – Niemals kann ich ohne stillere oder lautere Heiterkeit Bücheranzeigen lesen, die mit Titeln anlocken wie: der Sinn des Lebens , der Wert des Lebens , der Unfug des Sterbens usw. Meinem Bilde von der Geistesarbeit der Zunftphilosophen würde ein ...
Okkasionalismus – Das Wort occasio hatte schon im Lateinischen hauptsächlich die Bedeutung einer günstigen Gelegenheit; lat. accidens hieß schon häufig ein ungünstiger Zufall , ein Unfall. So ist es rein historisch zu erklären, daß noch heute im Französischen accident besonders den unglücklichen ...
Individualismus – Das Ichgefühl ist eine Täuschung, ist aber keine Lüge. Ich habe diesen Gedanken oft genug (vgl. W. d. Ph.² S. 310, 370. 504) ausgesprochen, die Begriffe Dauer , Einheit , Form und Gedächtnis mit dem Ichgefühle in Beziehung gebracht und so ...
Widmung Meinem Bruder Ernst Mauthner zugeeignet Lieber Ernst, ich möchte Dir dieses Buch widmen. Ich habe mich oft meines treuen und dankbaren Gedächtnisses gerühmt. Darf ich Dich heute an ein Erlebnis erinnern, das etwas mehr als 50 Jahre zurückliegt? Alt ...
Universalsprache . – Vor einigen Jahren drohte, wie ich zu wissen glaube, den Kindern eines deutschen Bundesstaates eine ernste Gefahr; ein hochmögender Herr in diesem Staate hatte den Entschluß gefaßt oder fassen müssen, das sogenannte Esperanto , das sich mit kluger Bescheidenheit nur ...
Goethes Weisheit – Über Goethes Philosophie, über Goethes Weltanschauung sind so viele Bücher und Büchlein geschrieben worden, daß man eine stattliche Bibliothek mit ihnen füllen könnte; trotzdem gehen die Handbücher der Geschichte der Philosophie bei Goethe mit einer höflichen, aber kurzen ...
ewige Wahrheiten – Nicht nur die schönen Sentenzen Schillers werden ewige Wahrheiten genannt, in der Sprache unsrer Schulaufsätze. Auch in der Philosophie werden seit Jahrtausenden nicht nur die Axiome gern ewige Wahrheiten genannt, sondern auch die personifizierte Wahrheit selbst bekommt bisweilen ...
I. In einem Verein für Kinderpsychologie hat Stumpf am Eröffnungstage einen Vortrag gehalten (»Philosophische Reden und Vorträge« S. 125 f.), der nicht nur den dilettierenden Vätern, Müttern und Tanten nützliche Winke gab über die Methode, die Sinneswahrnehmungen, das Sprechen ...
Erkenntnistheorie – Wenn Erkenntnistheorie überhaupt eine wissenschaftliche Disziplin ist, so ist sie unter den philosophischen Disziplinen die jüngste und die vornehmste. Die jüngste, weil die Philosophie durch Jahrtausende die schwersten Probleme der Metaphysik schon behandelt hatte, bevor sie sich darauf besann ...
Algebra der Logik – Auf englischem Boden erwachsen ist diese Disziplin der vorläufig letzte Versuch, die formale Logik auf ihrem abschüssigen Lebenswege aufzuhalten; dem englischen Geiste gemäß ist dieser Versuch zugleich radikal und konservativ ausgefallen. Radikal macht er ein Ende ...
circulus vitiosus – Allen unsern Kultursprachen ist noch heute der Ausdruck geläufig, lateinisch oder in genauen Übersetzungen (frz. cercle vicieux, engl. vicious circle), der einen bekannten Schulschnitzer bezeichnen soll: die Wahrheit des Schlußsatzes wird aus der einen Prämisse bewiesen, die Wahrheit ...
anthropomorphisch – ist das Erleben und das Denken , das Wissen und das Phantasieren des Menschen. Natürlich. Der vorchristlichen Zeit war diese Einsicht ganz geläufig, und namentlich der Satz, daß die Götter nach dem Bilde des Menschen geschaffen seien, ist uralt, stammt ...
Wahrscheinlichkeit – Es ist nicht länger als 200 Jahre her, daß der Begriff Wahrscheinlichkeit , der eben damals eine ungenaue und nicht ganz gewisse Wahrheit zu bezeichnen angefangen hatte, scheinbar in die strenge Wissenschaft eingeführt wurde. Durch geniale Mathematiker, welche sich die ...
Laplacescher Geist – Die Vorstellung von einer außerordentlichen, aber doch eigentlich nicht übermenschlichen Intelligenz, die imstande wäre, auf Grund der mechanistischen Weltanschauung Vergangenheit und Zukunft alles Weltgeschehens in eine einzige mathematische Formel zu fassen, diese hübsche Vorstellung ist von Du Bois ...
Relation (relativ) – Wir in Deutschland stehen immer noch zu sehr unter dem Banne der nachkantischen Terminologie, lassen uns immer noch so sehr von dem Wortschalle absolut verblüffen, daß der Relativismus als eine Weltanschauung gegen ein Vorurteil anzukämpfen hat; als ob ...
adjektivische Welt – Der grammatikalische Terminus adjectivum ist bekanntlich eine Übersetzung des griech. epitheton bekannt ist auch, daß Aristoteles, der allerdings kein Grammatiker war, noch keine Ahnung hatte von der Kategorie des Adjektivs, daß bei ihm epitheton auf den Spezialfall des ...
Selbstbeherrschung – Die Tugend der Tugenden. »Sie ist die Grundbedingung aller moralischen Tüchtigkeit, im besondern die allgemeine Grundform der individualistischen Tugenden« (Paulsen, Ethik 2 S. 397). Dann aber ist für Paulsen dieselbe Selbstbeherrschung auch wieder eine Pflicht (und Pflicht ist doch ...
Einleitung
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