I. Luther hat einmal die schlechten Handlungen der Menschen, die er Sünder nennt, in zwei große Gruppen eingeteilt: »Wenn man alle Sünden auf einen Haufen fasset, so teilen sie sich in die zwei Stücke, welche sind des Teufels Werk, nämlich ...
Tod – Den heikelsten Fragen des gegenwärtigen Denkens standen nicht nur die philosophisch plumpen Römer, sondern auch die dialektisch feinen Griechen, beide wie Naturvölker gegenüber. Die Frage: »Wie ist der Tod in die Welt glommen?« konnte in griechischer Sprache noch ...
Art – Ich bin wieder geneigt, das deutsche Wort (die Schwierigkeit seiner Geschichte hat schon Jakob Grimm betont) etymologisch durch das Prinzip der Lehnübersetzung zu erklären; die Herleitungen aus arare und aus ars befriedigen wohl niemand, auch die Gelehrten nicht, die ...
Tao – In der Sehnsucht nach einer von christlichen Zutaten freien Mystik haben uns feine Menschen seit einigen Jahrzehnten den Taoismus angepriesen. Ellissen gibt viel früher (1840) das chinesische Wort mit Dao wieder: » Wunder wohl müssen vor Dao verschwinden.« Nirgends ...
Not – Nur im Deutschen haben wir aus dem gleichen Stamme zwei verschiedene Worte, Not und Notwendigkeit , für die Begriffe Mangel und Zwang; französisch nécessité und englisch necessity kann beides bedeuten. Das Wort notwendig findet sich bei Luther noch nicht. Notwendigkeit ...
I. Ein entsprechendes Wort für diesen Begriff hat überall und immer der Gemeinsprache angehört. Seitdem es Menschen gibt. Es scheint, daß die Tiere von dem Zeitverlaufe und der Zeitdauer, die uns so wohlbekannte Vorstellungen sind, höchstens dunkle Ahnungen haben. Der ...
I. Form ist entschieden ein Wort der internationalen Sprache; ich möchte nur gleich bemerken, daß der Purismus der slawischen Sprachen Lehnübersetzungen geschaffen hat, im Russischen und im Tschechischen (die ältere Kultur der polnischen Sprache bewahrt daneben die beiden Lehnworte forma ...
I. Wir haben gelernt, daß die Ideenlehre Platons vom christlichen Mittelalter vielfach nur um der Platonischen Staatslehre willen bevorzugt, wurde, die doch mit Platons Erkenntnistheorie herzlich wenig zu tun hatte; und moralisch , im christlichen Sinne, war die Ideenlehre ebensowenig ...
Sein – Es gibt ein Wort, das man mit dem Wirklichkeitsbegriff selbst vertauschen könnte und das dennoch, seitdem Platon virtuosenhaft mit ihm gespielt hat ( on, ousia ), eben dadurch zum allerunwirklichsten Begriff geworden ist: Sein, esse, essentia, existentia. Dasein, Wesen . Jedesmal, wenn ...
I. »Wenn Gott nicht existierte, man müßte ihn erfinden.« So wird oft gesagt. Man müßte? Soll heißen: man sollte. Aus höchsten moralischen Gründen. Aus Gründen der Moral, die auf Befehle des existierenden oder erfundenen Gottes zurückgeht. Wirklich mußte man ...
I. Der Satz, die Zeit sei die vierte Dimension der Wirklichkeit (außer den drei Dimensionen des Raums), leidet an einer sprachlichen Liederlichkeit. Man hat eine Lehnübersetzung von Dimension nicht beliebt, weil sie schwierig gewesen wäre. Richtung wäre falsch, weil der ...
Atom – Die Physiker vergessen bei Anwendung der Differenzialrechnung auf die kinetische Gastheorie, ferner auf das Molekulargewicht und überhaupt auf die Lehre von dem Aufbau der Elemente , daß das Atom selbst ein Grenzbegriff ist, also eine Vergleichsmöglichkeit fehlt, um über die ...
ganz – ist uns ein so geläufiges Wort; seine Bedeutung scheint uns in allen Sprachen ein so vertrauter Begriff ; und dennoch ist der Sinn, den wir mit dem alltäglichen Worte verbinden, so unbestimmt geblieben, wie die Herkunft von ganz (auch von ...
Ding – Wir haben erkennen gelernt, daß die Gesamtheit aller Dinge, die man etwa die Materie genannt hat oder auch Stoff , eine Vorstellung sei, wofür man freilich auch Gedankending zu sagen pflegt. »Was wir Materie nennen, ist ein gewisser gesetzmäßiger Zusammenhang ...
I. Ich halte mich natürlich an den Artikel Geist im D. W., den Rudolf Hildebrand zu einer meisterlichen Monographie gestaltet hat. Besäße die Wortgeschichte viele solcher Vorarbeiten, so wäre es eine leichte Aufgabe , auch die internationale Wortgeschichte herauszuholen; denn Hildebrand ...
I. Eines der erfolgreichsten Worte aus dem lateinischen Sprachschatz. Alle abendländischen Sprachen haben es rezipiert und gebrauchen Natur fast gleichlautend und in so ähnlichen Bedeutungen , daß bei der Übersetzung von einer Sprache in die andere Germanismen, Gallizismen und Anglizismen fast ...
I. Die Macht des Wortes über die Begriffe des »heiligen«, des »ewigen« Rechts will ich zunächst nur an zwei Beispielen erweisen; das eine ist dem Sachenrecht oder vielmehr dem Kampfe um das Eigentum entnommen, das andere dem Strafrecht; und die ...
I. Um die Grundbegriffe der Naturwissenschaften steht es, was die Wortgeschichte betrifft, ganz anders als um die Grundbegriffe der Philosophie; diese, von den Griechen aus metaphysischen Phantasien gebildet oder aus den Vorstellungen noch älterer Völker übernommen, treten uns mit dem ...
schön – Homeros und Sophokles, Pheidias und Raphael, Dante und Shakespeare, Lionardo da Vinci und Sebastian Bach haben Werke geschaffen, die wir heute noch schön finden; Sie haben geschaffen ohne Ästhetik, ohne auch nur zu ahnen, daß es einmal eine Wissenschaft ...
I. Beim Stoffbegriff wird uns die Einsicht in das Wesen der Lehnübersetzungen nicht weit führen, trotzdem auch hier wieder ganz klar ist, daß materia (materies ) als philosophischer Terminius den griechischen Terminus hylê übersetzte, und daß Stoff nach langem Schwanken, das ...
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Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«
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