I. Mit einem Gefühle, das aus Ärger und Heiterkeit gemischt ist, erinnere ich mich einer Stunde, in welcher ich vor bald vierzig Jahren zum ersten Male einen unglücklichen Versuch machte, meine Gedanken über das Wesen der Strafe vorzutragen. Der ...
Nichts – Die Bejahung wird von guten Menschen höher geschätzt als die Verneinung; die Bejahung ist ja positiv, ist lebenfördernd; ist moralisch, ich weiß nicht, was sie sonst noch alles ist. In Wahrheit ist die Bejahung, sofern sie nicht die eingelernte ...
denken – ist kein Wort der philosophischen Terminologie allein; in allen Kultursprachen, wohl gewiß auch in allen Sprachen der sogen. Wilden finden wir ein Wort, das unserm ungenauen Begriff denken ungefähr entspricht. Darum ist das Wort in den Kultursprachen nicht ...
messen – Ein Sophist war es, also nach der landläufigen Wertung dieses Wortes ein verächtlicher Literat, ein käuflicher Philosophielehrer, der kurz vor dem Wirken des Sokrates eine neue Weltanschauung auf den Gedanken gründete: »Der Mensch ist das Maß aller Dinge ...
Himmel – Ich hatte einmal auf den leisen Bedeutungswandel hingewiesen, den der deutsche Ausdruck durchmachen mußte, um von dem (wahrscheinlichen) etymologischen Sinne »Dach der Welt«, vorbei an dem Alten Testamente, das – wie der Orient überhaupt und wie die Griechen – eine Mehrzahl ...
Kritik – Die berühmte Stelle, an welcher Lessing sich die Dichtergabe abspricht, sich nur die Befähigung zum Kritiker zuerkennt, ist so voll von Bitterkeit, daß sie schon darum nicht ganz gerecht sein kann. Sie steht im letzten Stücke der Hamburgischen Dramaturgie ...
Axiome – (dignitates) heißen in der Logik diejenigen wahren Urteile, die nach der allgemeinen Meinung, also ohne Berufung auf ein logisches Axiom, keines Beweises bedürfen, oder die allgemein für wahr gehalten werden, trotzdem sie nicht bewiesen werden können. Eine der ersten ...
Kultur – ist ein Korrelatbegriff zu Natur ; darum mag einiges zur Wortgeschichte und zum Bedeutungswandel besser bei Untersuchung des Naturbegriffs zu Worte kommen. Hier möchte ich nur zeigen, eine wie konfundierte und darum konfuse Vorstellung in dem bei Geschichts- und Zeitungsschreibern ...
Hobbes – Hobbes gehört in die Reihe derjenigen Denker, deren Verwegenheit am Schreibtische bald heldenhaft, bald beschämend gegen ihre bürgerliche Feigheit absticht. Hobbes mag sich selbst recht gut gekannt haben; in der Selbstbiographie, die er im höchsten Greisenalter dichtete, sagt er ...
falsch – In einer systematischen Darstellung der vorgetragenen Weltanschauung müßte die Untersuchung des Wahrheitsbegriffs eine der ersten Stellen einnehmen; im Alphabet ist der spät erfundene Buchstabe W , ursprünglich ein Halbvokal, hinter das lateinische U zu stehen gekommen, obgleich der nach der ...
fringe – Das englische Wort ist meines Wissens von William James zuerst in die Psychologie eingeführt worden; es sollte besagen, daß die Lehre von der Klarheit und Distinktheit unsrer Vorstellungen unhaltbar sei, daß jede unsrer Vorstellungen im Strome des Bewußtseins von ...
Nutzen – Aus der Unklarheit des Sprachgebrauchs ist fast zu vermuten, der Begriff Nutzen werde nicht so unphilosophisch sein, wie er aussieht. Am Ende wird die neue Disziplin der Axiologie gut daran tun, die Begriffe Wert und Nutzen gegeneinander abzugrenzen, oder ...
Monade – Ich führe den Begriff nur an, um kurz zu sagen, weshalb wir ihn als einen historisch gewordenen und längst veralteten, als einen scholastischen Begriff zu betrachten haben, nicht um die Monadologie von Leibniz zu kritisieren. Leibniz, der ewige Vermittler ...
modern – Der Bedeutungswandel dieses Wortes, so unscheinbar er für die flüchtige Betrachtung ist, hat doch einen trefflich grotesken Zug. Der Ausdruck ist im Sinne von jetzig erst im 18. Jahrhundert zu uns gekommen, als französisches Fremdwort, anfangs in französischer Schreibung ...
Wunder – Das Muster eines Scheinbegriffs. In der adjektivischen Welt freilich nennen wir mit gutem Sinne eine Erscheinung wunderbar , die entweder selten oder außerordentlich ist, oder die wir nach unserer bisherigen Naturkenntnis nicht erklären, nicht begreifen können. Auf diese Vorstellung des ...
Lachen – Der Muskel, welcher im menschlichen Antlitz durch Emporheben der Oberlippe besonders den mimischen Ausdruck des Lachens hervorbringt, ist der zygomaticus major und nicht der risorius; trotzdem hat dieser letzte Muskel seinen freundlichen Namen behalten und mag ihn weiter tragen ...
normal – Von den lateinischen Wörtern norma (Winkelmaß) und regula (Richtholz, Lineal), die beide bildlich die Bedeutung einer Vorschrift, eines Grundsatzes angenommen hatten, waren schon im alten Latein die Adjektive normalis und regularis gebildet worden. Während aber regulär, regelmäßig und ähnliche ...
absurd – heißt schon im Lateinischen wie heute: widrig, abgeschmackt, sinnlos. Eigentlich sagt es, mit etwas stärkerer Betonung des unangenehmen Gefühls, dasselbe wie das Wort paradox: was gegen den Schein ist, gegen den Augenschein; so absurdus: was die Ohren beleidigt. Die ...
I. Unsere Zeit gleitet langsam auf die Bahn der Naturphilosophie zurück. Wir haben die Angst vor der verpönten Naturphilosophie verlernt. Sie kann auch nicht mehr so gefährlich werden, wie sie der Wissenschaft in Deutschland vor hundert Jahren wurde. Damals versuchten ...
Einheit – In meiner Sprachkritik (III, 142 ff.) habe ich schon kurz auf die Schwierigkeiten des Einheitsbegriffs hingewiesen. Weder die Einheiten, mit denen der Schulknabe heute rechnen zu dürfen glaubt, noch die logische Einheit zwischen dem subsumierenden und dem subsumierten Begriffe ...
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