Aneurysma

[511] Aneurysma (griech., Pulsadergeschwulst), sackartige Erweiterung einer Pulsader. Das wahre A. (A. verum), eine sackförmige Erweiterung des Arterienrohrs (Arteriektasie), läßt anfangs, wie dieses, drei Wandschichten unterscheiden; später wächst der Sack weiter, wird mitunter so groß wie ein Kindskopf (Aortenaneurysma) und besteht dann nur aus einer derben fibrösen Hülle, flüssige und geronnene Blutmassen enthaltend. Das falsche A. (A. spurium) entsteht durch vollständige oder unvollständige Zerreißung der Arterienwand, wobei das austretende Blut sich in der Wand selbst oder in der Umgebung eine Höhle wühlt, die prall mit Blut gefüllt ist. Liegt ein A. der äußern Untersuchung zugänglich, so stellt es sich als pulsierende Geschwulst dar, die wegen ihres Zusammenhanges mit einer (größern) Arterie sehr gefährliche Blutungen bedingen kann. Die Behandlung der äußern Aneurysmen bezweckt die Verödung des Sackes oder die völlige Entfernung desselben. Führt Kompression nicht zum Ziel, so unterbindet man die Arterie dicht oberhalb des A. Der Aneurysmasack sinkt dann zusammen und verödet durch Gerinnung des in ihm enthaltenen Blutes. Die Gerinnung wird befördert durch Elektropunktur oder Einspritzen von Eisenchlorid. Das A. cirsoideum, ein Konvolut stark erweiterter und geschlängelter Arterien, kommt vorzugsweise am Hinterhaupt, in der Schläfen- und Scheitelgegend vor und stellt eine flache, pulsierende Geschwulst dar, die sich durch die Haut so anfühlt, als befänden sich eine Menge von Regenwürmern in derselben. Es entsteht manchmal durch Schlag, Stoß etc. und entwickelt sich besonders bei jugendlichen Individuen. Der Varix aneurysmaticus ist eine Geschwulst, die durch den Übergang des arteriellen Blutes in eine Vene, und zwar gewöhnlich durch die Verwundung mit einem spitzen Instrument entsteht, das die Vene durchbohrt hat und bis in eine nahe dabeiliegende Arterie vorgedrungen ist. Vgl. Neudörfer, Entstehung und Behandlung der Aneurismen (Wien 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 511.
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