[614] Aphasīe (griech., das »Nichtredenkönnen«), das teilweise oder vollständige Unvermögen, die Gedanken sprachlich auszudrücken, trotz gesunder Sprachwerkzeuge und erhaltenem Bewußtsein (motorische A.). Sie beruht auf einer Erkrankung des Sprachbewegungszentrums in der dritten linken Stirnwindung des Großhirns. Am häufigsten tritt A. in Verbindung mit Lähmung der rechtsseitigen Körpermuskulatur nach einem Schlagfluß auf. Die Ursache der A. ist meist eine Erweichung der Gehirnsubstanz, ein Bluterguß, eine Neubildung etc. an der bezeichneten Stelle. Bisweilen ist die A. mit Unfähigkeit zu lesen (Alexie) oder zu schreiben (Agraphie) verbunden, seltener mit Amimie (s. d.). Die A. ist nicht zu verwechseln mit der Alalie (s. d.). Das Unvermögen, bei normalem Gehör und erhaltener Sprache und Intelligenz den Sinn gesprochener Worte zu verstehen, hat man als sensorische oder amnesische A. bezeichnet. Sie ist auf krankhafte Prozesse in der obern Windung des (linken) Schläfelappens des Gehirns zurückzuführen (Worttaubheit). Vgl. Bastian, Über A. und andre Sprachstörungen (a. d. Engl., Leipz. 1902).