Artikel

[827] Artikel (lat.), ein Redeteil, den viele Sprachen dem Substantiv beifügen, um den Begriff als einen bestimmten (der Mann) oder als einen unbestimmten (ein Mann) vorzustellen. Der Name stammt aus dem Latein (articulus) und ist eine Übersetzung des zuerst von Aristoteles gebrauchten griechischen Ausdrucks ArthronGlied, Gelenk«), d.h. ein Wort, das nur zur bessern Gliederung der Sätze dient. Der deutsche bestimmte A. ist ebenso wie der A. andrer, alter und neuer indogermanischen Sprachen weiter nichts als das Demonstrativpronomen, und es handelt sich überall, wo der sogen. A. aufkam, nicht um Umwertung eines alten Wertes, sondern nur darum, daß eine altüberkommene Verwendung des Pronomens, die nicht obligatorisch war (so wurde z. B. »den Mann« bei Homer sowohl durch τὸν ἂνδρα als auch durch ἂνδρα allein ausgedrückt), gewohnheitsmäßig durchgeführt wurde. Letzteres ist nicht geschehen, also kein A. ist entwickelt worden im Latein, Sanskrit und in den meisten slawischen Sprachen. Das französische le, la, das italienische lo oder il und la, das spanische el und la gehen auf das lateinische Demonstrativpronomen ille, illa (»jener, jene«) zurück, das den Sinn »der« bekommen hatte. In einigen Balkansprachen, dem Albanesischen, Rumänischen und Bulgarischen, sowie in den skandinavischen Idiomen wird der A. nachgestellt. Der unbestimmte A. ist überall eine besondere Gebrauchsweise des Zahlworts für eins und eine jüngere Entwickelung. – A. nennt man außerdem auch die einzelnen in sich abgeschlossenen Abschnitte oder Unterabteilungen einer Schrift, z. B. eines enzyklopädischen Werkes, eines Vertrags, eines Gesetzes (Paragraph), einer Denk- oder Bekenntnisschrift; daher Friedens-, Kriegs-, Glaubensartikel. – In der Kaufmannssprache ist A. soviel wie Handelsgegenstand.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 827.
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