Bibiēna

[818] Bibiēna (Bibbiena), Ferdinando, eigentlich Galli, ital. Maler und Architekt, geb. 1657 in Bologna, gest. daselbst 1743, Sohn des Malers und Architekten Giovanni Maria Galli (1625–65), der sich nach seinem Geburtsort in Toskana B. genannt hatte, lernte unter Carlo Cignani und erwarb sich großen Ruf als Theaterbaumeister und Dekorateur. Zur Errichtung des bei der Krönung Karls VI. aufgeführten Theaters wurde er nach Prag berufen, kam dann an den Hof Karls VI. nach Wien und arbeitete zuletzt in Bologna. Seine dem Barockstil angehörigen Bauten zeigen eine reiche Phantasie und großen Sinn für malerische Wirkung. Kompositionen von ihm erschienen gestochen u. d. T. »V arie opere di prospettiva« zu Augsburg 1840. Er schrieb auch »Architettura civile« (Parma 1811). – Seine drei Söhne verbreiteten die Kunst des Baters über Italien und Deutschland. Antonio B., geb. 1700 in Parma, gest. 1774 in Mailand, arbeitete ebenfalls am Hof Karls VI. und kehrte dann nach Italien zurück, wo er die Theater von Siena, Pistoja und La Pergola zu Florenz erbaute. Giuseppe B., geb. 1696, gest. 1757 in Berlin, arbeitete in Wien, Dresden und Berlin, vornehmlich in Theatern und zu Hoffestlichkeiten. Alessandro B. (gest. 1760) stand als Baudirektor in Diensten des Kurfürsten von der Pfalz, in dessen Auftrag er die Jesuitenkirche zu Mannheim im Rokokostil ausführte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 818.
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