Birschzeichen

[901] Birschzeichen, die Merkmale, aus denen der geübte Jäger erkennt, ob und in welcher Weise ein Stück Hoch-, Reh- oder Schwarzwild durch einen Kugelschuß getroffen ist. Ein heller Schlag der Kugel deutet auf Verletzung eines Knochens, ein dumpfer Schlag auf Verletzung der Fleischmasse und der Eingeweide. Sofortiges Zusammenbrechen des Stückes im Feuer bekundet die Verletzung des Rückgrates, der Halswirbel, der dornartigen Erhöhungen des erstern (Federn) oder des Geweihes. Schnelles Zuspringen ist hier geboten, weil das Stück sich bald wieder erhebt und für den Jäger verloren ist, falls die Wirbelsäule nur von der Kugel berührt (gekrellt) ist. Niederfahren nach vorn, Abtun vom Rudel, Wenden nach einer Dickung lassen auf tödlichen Schuß schließen. Bei Weidwundschüssen (Verletzung des Gescheides) schnellt das Stück mit den Hinterläufen, zieht gekrümmt fort und tut sich, wenn man ihm Ruhe läßt, bald nieder. Bei Verletzungen des Geräusches (Herz und Lunge) geht es eine kurze Strecke flüchtig fort und verendet, bald stürzend. Bei Laufschüssen sinkt es nach der Seite des verletzten Laufes nieder und geht dann lahm fort. Sobald das Wild nicht mehr gesehen wird, begibt sich der Jäger auf die Stelle, wo es stand, und die er deshalb vorher genau merken muß. Hier ist auf das Haar zu achten; kurzes, durchschossenes Haar zeigt, daß das Stiick getroffen ist, während viel und langes Haar, an dem sich noch Wurzeln finden, einen Streifschuß andeutet. Schweiß (Blut) findet sich selbst[901] bei guten Schüssen oft erst, nachdem das kranke Stück 40–50 Schritt fortgezogen ist. Viel Schweiß in großen Tropfen nur nahe dem Anschuß deutet auf einen Wildbret- oder Weidwundschuß und ist ein schlechtes Zeichen, während umgekehrt wenig Schweiß, der auseinander gespritzt ist und immer mehr zunimmt, auf einen Lungen- und Herzschuß schließen läßt. Schweißt das Stück von beiden Seiten, so ist die Kugel durch dasselbe geschlagen. Dunkle Farbe des Schweißes zeigt eine Verletzung der Venen, heller, schaumiger Schweiß eine solche der Arterien an.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 901-902.
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