Blattfüßer

[29] Blattfüßer (Phyllopoda), Ordnung der niedern Krebstiere (Entomostraca), kleine Tiere von sehr verschiedenem Bau. Meist ist ihr Leib auf dem Rücken von einem Schild umhüllt oder mit Ausnahme des Kopfes, ja selbst ganz u. gar in eine zweiklappige Schale eingeschlossen (s. Tafel »Krebstiere I«, Fig. 3 u. 6). Die Beine sind blattförmig, zum Schwimmen dienend, bis zu 40 Paar vorhanden, an ihnen sitzen Kiemensäckchen (daher auch Kiemenfüßer, Branchipoden genannt). Die Augen sind zusammengesetzt, der Darmkanal ist ziemlich gerade gestreckt, das Herz schlauch- oder sackförmig (Fig. 3, rechts von der Mitte). Die B. sind getrennt geschlechtlich, die auch äußerlich unterscheidbaren Männchen treten meistens nur zu bestimmten Zeiten auf. Die Weibchen legen Sommer- (oder Subitan-) und Winter- (oder Dauer-)eier, letztere sind wahrscheinlich befruchtungsbedürftig,[29] machen eine Ruheperiode durch, während die Sommereier sich unbefruchtet ohne weiteres entwickeln. Die B. leben meist in Süßwasser-, aber auch in Salzlachen, verschwinden bei deren Austrocknen oft gänzlich und erscheinen dann, weil ihre Eier im trocknen Schlamm sich jahrelang halten, nach Regengüssen rasch wieder in großen Mengen. Fossil sind sie schon vom Devon her sehr bekannt (s. Leaia, Tafel »Steinkohlenformation II«, Fig. 13, und Estheria, Tafel »Triasformation I«, Fig. 5). Man teilt die B. ein in 1) Kiemenfüßer (Branchiopoda) und 2) Wasserflöhe (Cladocera). Erstere, bis zu einigen Zentimetern lang, haben meist eine große Anzahl Beine, in der Jugend dagegen nur drei Paar (Nauplius-Larve). Hierher gehören unter andern der Kiemenfuß (Branchipus stagnalis) unsrer seichten Süßwasserlachen, das ihm nahe verwandte Salzkrebschen (Artemia salina) aus Salzlachen (s. Kiemenfuß) sowie der mit dem erstgenannten zusammen vorkommende Kiefenfuß (Apus cancriformis); letzterer (Fig. 6) hat ein Rückenschild, jene beiden entbehren des Schildes. Die Wasserflöhe sind sehr klein, leben fast sämtlich im Süßwasser oder Brackwasser (zwei Gattungen im Meere), schwimmen sprungweise (daher ihr Name) und sind ungemein zahlreich nicht nur an Individuen, sondern auch an Arten. Hierher unter andern der Wasserfloh (s.d.). Vgl. Simon, »Étude sur les Crustacés du sous-ordre des Phyllopodes« (Par. 1886); Leydig, Naturgeschichte der Daphniden (Tübing. 1860); Eylmann, Beitrag zur Systematik der europäischen Daphniden (Freiburg 1887); Claus, Bau und Entwickelung von Branchipus etc. (Götting. 1873); Weismann, Beiträge zur Kenntnis der Daphnoiden (Leipz. 1876–77); Brauer, Beiträge zur Kenntnis der Phyllopoden (Wien 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 29-30.
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