Bodenschwankungen

[129] Bodenschwankungen, den täglichen und jährlichen Änderungen der Erwärmung der Erdoberfläche (s. Erde) entsprechende tägliche und deutlicher ausgeprägte jährliche Bewegungen des Erdbodens, die mit Niveaus oder mit Horizontalpendeln gemessen werden können. Plantamour beobachtete zu Sécheron bei Genf außer den täglichen und jährlichen periodischen Schwankungen auch noch Bewegungen von scheinbar nicht periodischem Charakter, die auf große, weit ausgedehnte, säkulare Bewegungen der Erdrinde, die mit der Gebirgsbildung in Verbindung stehen, hindeuten (s. Gebirge). Auch wurden an den beiden Meridianpfeilern der Sternwarte zu Neuchâtel kleine Drehbewegungen beobachtet, die, wenigstens in ihrer Hauptsache und soweit sie sich als periodisch erwiesen, durch die im Sommer und Winter ungleiche Erwärmung des Hügels, auf dessen Kalkfelsen die Pfeiler ausruhen, veranlaßt sind. Der kleine unperiodische Teil dagegen sowie die kontinuierlich zunehmende Neigung der Pfeiler von O. nach W. kann nur der zunehmenden Gebirgsfaltung des Jura oder dem Absinken einer Scholle des Gebirges gegen benachbarte zugeschrieben werden. An den Hauptpfeilern der Berliner Sternwarte wurden nur Drehungsbewegungen beobachtet, die durch jährliche oder nahezu elfjährige Perioden dargestellt werden, wobei ihre Wendepunkte den Wendepunkten der jährlichen Temperaturperiode und der elfjährigen Sonnenperiode sich, wenn auch etwas verspätet, anschließen. Diese fast erschöpfende Abhängigkeit von der thermischen Periode schließt einen erheblichen Anteil von Bewegungen der Bodenschichten aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 129.
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