Niveau

[717] Niveau (franz., spr. -wō, v. lat. libella, [Wasser-] Wage, vgl. Libelle), völlig horizontale Ebene, wie sie die Oberfläche einer stillstehenden Flüssigkeit bildet. Denkt man sich die Oberfläche des Meeres in vollkommener Ruhe, so wird sie vermöge der völligen Ausgleichung der Lage aller ihrer Punkte durch die Anziehungskraft der Erde eine sphäroidische Gestalt annehmen (Niveausphäroid), die der mathematisch gedachten Erdgestalt (Geoid) gleichkommt; diese in ihrer Entfernung vom Erdmittelpunkt (Höhe) unveränderliche, im großen gekrümmte, in kleinern Stücken scheinbar völlig ebene Fläche heißt das N. des Meeres (vgl. Meer, S. 531). Die Oberfläche jeder Flüssigkeit stellt sich in Ruhe stets parallel dem N. des Meeres. In der Meßkunst braucht man für N. auch die Bezeichnung Horizont. Der wahre Meereshorizont ist die eben beschriebene sphäroidische Fläche, der geodätische Horizont oder das N. eines Punktes ist die durch denselben dem Meeresniveau parallel gedachte Fläche. Der im gewöhnlichen Leben für kurze Entfernungen angenommene Horizont, Horizontalebene, z. B. Bauhorizont (»Bodengleiche«) eines Gebäudes (dessen Basis), ist nur scheinbar eben und wird in der Geodäsie daher scheinbarer Horizont genannt. Die Bezeichnung: ein Punkt A liegt im N. eines andern Punktes B heißt: wenn man durch B eine Niveaufläche legte, würde sie auch A aufnehmen; oder anders: beide Punkte liegen gleich hoch über der Niveaufläche des Meeres, die für alle absoluten Höhenermittelungen als Nullfläche, Ausgangsfläche angenommen wird. (Näheres s. Präzisionsnivellement bei den Artikeln »Nivellieren und Lotablenkung«.) Künstlich stellt man sich für die Arbeiten der Meßkunst Niveauflächen oder Horizonte mittels Libellen, die auch Niveaus heißen, dar oder durch Schalen mit Flüssigkeiten (Quecksilberhorizont). Eine Fläche oder Linie ist horizontal gestellt, wenn sie dem Horizont parallel steht (wobei hier nun wieder die scheinbar ebene Fläche gemeint ist). – Im gewöhnlichen Leben bedeutet N. soviel wie wagerechte Fläche, gleiche Höhe, gleicher Rang oder Stand (z. B. Bildungsniveau).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 717.
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