Bohne [1]

[163] Bohne (Schmink-, Veits-, Vitsbohne, Fasohle, Fisole, Phaseolus vulgaris L.), eine einjährige, windende oder nicht windende Leguminose mit dreizähligen Blättern, achselständigen Blütentrauben, weißen oder rötlichen Blüten, ziemlich geraden, im grünen Zustande dickschaligen, zwischen den Samen durch schwammige Wände unvollkommen querfächerigen Hülsen und oblongen oder nierenförmigen, meist weißen Samen (s. Tafel »Gemüse IV«, Fig. 2), stammt aus Südamerika, wo sie neben andern Arten kultiviert wird. Man unterscheidet: Gemeine Stangen-, Lauf- oder Steigbohne mit hoch windendem Stengel, Speckbohne, hoch windend, mit stark zusammengedrückten Hülsen, Eierbohne mit niedrigem, buschigem, etwas windendem Stengel, weißen (Kugel-, Perlbohne), schwarzen (Negerbohne), schwarz und grauen oder gelben Samen, Kugelbohne mit aufrechtem oder windendem Stengel und fast kugelrunden Samen, Zwerg-(Krup-, Busch-, Zucker-, Früh-)bohne mit niedrigem, nicht windendem Stengel. Die B. wird in etwa 70 Spielarten der grünen unreifen Hülsen und Samen halber auf dem Feld und im Garten kultiviert (vgl. Hülsenfrüchte und Gemüse). Über die Zusammensetzung der Hülsen und Bohnen s. die Tafel »Nahrungsmittel«. Bohnenmehl wird auch dem Brotmehl beigemischt und zu Nährpräparaten benutzt, früher war es ein Bestandteil der Schminke und diente zu Breiumschlägen. Die unreifen Hülsen werden auch in Zucker eingemacht und zum Verzieren von Konditorwaren benutzt. In den ältesten indischen Ritualtexten war der Bohnengenuß für die Zeit verboten, in der der Opfernde sich würdig zum Opfer vorbereitet. Auch Pythagoras untersagte seinen Schülern den Bohnengenuß, und ähnliche Bohnenverbote finden sich bei den Römern, wo den Lemuren Bohnen geopfert wurden, die man abgewendet hinter sich warf. Gebräuche bei den Esthen im Dörptschen Kreis, in Skandinavien, in Frankreich und den Niederlanden deuten auf ähnliche Totenopfer hin, und somit erscheint die B. allgemein in Beziehung zum Reich der Abgeschiedenen, als unrein und unheilig. Man hat auch angenommen, daß es sich bei dem Verbote des Pythagoras um die bohnenähnlichen Kerne des Lotos (Nelumbium speciosum Willd.) handle, die anfänglich allgemein als Nahrung dienten, nach Aufnahme der Pflanze in den Kultus von den Priestern aber dem gemeinen Volk zu essen verboten wurden. Den Griechen wurde die B., und zwar die aus Vorderindien stammende Dolichos melanophthalmus mit schwarz genabelten Samen, durch Alexander d. Gr. bekannt, bei den Römern erwähnen sie zuerst Vergil und Columella. Nach Deutschland kam diese B. unter Karl d. Gr., nach England im Anfang des 16. Jahrh. aus den Niederlanden. Die Feuerbohne kam 1633 nach Europa. Vgl. Vicia. Über die als Zierpflanzen benutzten Bohnen s. Phaseolus, über die Acker-, Sau- oder Puffbohne s. Vicia, über die Sojabohne s. Soja. Römische, indische B. ist der Same von Ricinus, B. von Angola, Erdnuß, der Same von Arachis. Über Mungobohne s. Tafel »Nahrungspflanzen II«. Brasilische B., s. Nectandra.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 163.
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