[175] Bolētus (Röhrenschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten. Der Fruchtkörper trägt an der Unterseite des gestielten fleischigen Hutes zahlreiche, dicht gedrängt stehende, unten offene Röhren, die sich leicht von der Substanz des Hutes abtrennen. Die Farbe der Röhren ist bei einigen Arten weiß oder grün und ändert sich auch im Alter nicht wesentlich. Dahin gehören der eßbare Kastanienpilz (B. castaneus Bull.) mit hohlem, nicht schuppigem Stiel, zimtbraunem, feinhaarigem Hut und weißem Fleisch und der eßbare Kapuzinerpilz (Birkenpilz, B. scaber Fr., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 6) mit vollem, schuppigem Stiel und rötlichem bis braunem Hut. Bei den meisten Arten sind die Röhren höchstens in frühester Jugend weißlich, später lebhaft gelb, im Alter grünlich oder braun. Unter diesen Arten unterscheidet man zwei Gruppen, nämlich Arten, deren Stiel an der Basis knollig oder bauchig verdickt ist, und Arten, die einen zylindrischen Stiel besitzen. In die erste dieser Gruppen gehört der giftige Hexenpilz, B. luridus Schäff., s. Tafel »Pilze II«, Fig. 8), der aber in Rußland gegessen wird, und der sehr giftige Satanspitz (Blutpilz, B. Satanas Lenz, s. Tafel »Pilze II«, Fig. 7), beide mit blutroter bis braunroter Färbung der Mündung ihrer Röhren; ferner der giftverdächtige Dickfuß (B. pachypus Fr., s. Tafel »Pilze II«, Fig. 9) mit sehr dünner, mit dem Hutfleisch fest verwachsener, blaßgelber Röhrchenschicht und fast durchweg gitterig gerunzeltem, abwärts karminrotein, oberwärts blassem, an der Spitze gelbem, knolligem Stiel; endlich auch der eßbare, wegen seines angenehmen Geruches und Geschmackes hochgeschätzte Steinpilz (B. edulis Bull., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 7) mit weißlichem, oberwärts blaßbräunlich, feinnetzig geadertem Stiel und einer ziemlich dicken, vom Hutfleisch leicht löslichen, gelben Röhrchenschicht. B. edulis ist, wie auch B. variegatus, in Frankreich als Cèpe sehr beliebt (besonders Cèpe von Bordeaux) und auch in Schnitzeln getrocknet und als Ölkonserve im Handel. Zu den Arten mit farbigen Röhrchen und zylindrischem Stiel gehören einige eßbare Schwämme, nämlich der Sandpilz (B. variegatus Sw.) mit gelbbraunem, trocknem, in der Jugend filzigem, später haarig beschupptem Hut, zimtbrauner Röhrenschicht und gelblichem, im Bruch bläulichem Fleisch; die Ziegenlippe (B. tomentosus L.) mit gleichmäßig filzigem, trocknem, olivfarbenem oder braunem Hut, gelben Röhren und weißem Fleisch; der Maronenpilz (B. badius Fr.) mit kastanienbraunem, kleberigem Hut, blaßgelben, eckigen Röhrchen, gelblichweißem, im Bruch schwachbläulich anlaufendem Fleisch; der Kuhpilz (B. bovinus L.) mit bräunlichgelbem, kleberigem Hut, graugelben, später rostfarbenen Röhrchen und weißem, unveränderlichem Fleisch; der Schmerling (B. granulatus L., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 8) mit kleberigem, braungelbem Hut, gelben Röhren mit gekörneller Mündung und gelbem, oben mit braunen Körnchen besetztem Stiel. Mit der letztern Art ist der ebenfalls eßbare Butterpilz (B. lutens L.), der in der Jugend einen weißen, häutigen Ring am Stiel trägt, durch Übergänge derart verbunden, daß beide als Formen einer Art betrachtet werden können.
Lemery-1721: Boletus esculentus · Boletus Cervi
Meyers-1905: Bolētus [1]