Cappōni

[750] Cappōni, Gino, Marchese, ital. Gelehrter, geb. 14. Sept. 1792 in Florenz, gest. daselbst 3. Febr. 1876, Sprößling eines alten Geschlechts, das schon im 14. Jahrh. in Florenz eine politische Rolle spielte, bildete sich durch Studien und Reisen und lebte fast lediglich den Wissenschaften und humanen Bestrebungen, erblindete aber früh. Im Sommer 1848 trat er an die Spitze der toskanischen Regierung, nahm aber, wegen seiner Mäßigung von den Radikalen verdächtigt, schon nach 40 Tagen seine Entlassung. Nach der Umwälzung von 1859 war er einige Monate Präsident der Consulta di stato, dann Mitglied der Konstituierenden Versammlung von Toskana. Viktor Emanuel ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten des Instituts der höhern Studien und zum Mitgliede des Senats; 1862 wurde er Vorsitzender der historischen Kommission für Toskana, Umbrien und die Marken. C. veröffentlichte historische Arbeiten in dem von ihm mitbegründeten »Archivio storico italiano« und gab Collettas »Storia del reame di Napoli«, die »Documenti di storia italiana« (Flor. 1836–37) u. a. heraus. Sein Hauptwerk ist die »Storia della repubblica di Firenze« (Flor. 1875, 2 Bde.; deutsch van Dütschke, Leipz. 1877), die freilich in ihrem ältern Teil nicht streng kritisch ist. Seine »Scritti editi ed inediti« gab Tabarrini (Flor. 1877, 2 Bde.), seine »Lettere« Carraresi (das. 1882–90, 6 Bde.) heraus Seine Biographie schrieben Montazio (Tur. 1872), Tabarrini (Flor. 1879) u. A. v. Reumont (»Gino C., ein Zeit- und Lebensbild«, Gotha 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 750.
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