Cesarotti

[849] Cesarotti (spr. tsche-), Melchiorre, berühmter ital. Dichter und Gelehrter, geb. 15. Mai 1730 in Padua, gest. 3. Nov. 1808 auf seinem Landgut Salvaggiano, erhielt sehr jung den Lehrstuhl der Rhetorik am Seminar zu Padua, folgte aber 1760 einem Ruf als Lehrer in das Patrizierhaus Grimani nach Venedig, wo er seine Tragödien nebst zwei Abhandlungen: »Sopra l'origine ed i progressi dell' arte poetica« und »Sopra il diletto della tragedia«, drucken ließ. Hier lernte er den soeben erschienenen »Ossian« kennen und veröffentlichte eine ausgezeichnete italienische Übersetzung in reimlosen Versen (Padua 1763, 2 Bde.; vollständiger 1772, 4 Bde.), die der italienischen Poesie neues Leben einhauchte. Besonders bewunderte man die Harmonie des Versbaues. 1768 erhielt C. die Professur der griechischen und hebräischen Sprache zu Padua und ward 1779 beständiger Sekretär an der Akademie der Wissenschaften und Künste. Hier verfaßte er auch seine ganz verfehlte Übersetzung der »Ilias« (Padua 1786–94, 10 Bde.). Der »Corso ragionato della letteratura greca« (1781) blieb unvollendet. Auf Veranlassung seiner Akademie schrieb er den vortrefflichen »Saggio sulla filosofia delle lingue« (Padua 1785), als Mitglied der Arcadia zu Rom das »Ragionamento sulla filosofia del gusto« und im Auftrag der republikanischen Regierung den »Saggio sugli studî«, die »Istruzione d'un cittadino a suoi fratelli meno istruiti« und den »Patriotismo illuminato«. Napoleon I. verlieh ihm einen Jahrgehalt, wofür sich ihm C. durch sein Gedicht »Pronea« (1807) dankbar erwies. Außer den oben genannten Werken hat man von ihm noch eine gleichfalls mit weitläufigem Kommentar begleitete Übersetzung des Demosthenes, eine Reihe verschiedener kleiner Abhandlungen, eine Anzahl Gedichte und eine reiche Sammlung von Briefen. Der große Ruhm, dessen C. bei Lebzeiten genoß, hat sich zwar nicht erhalten, immerhin aber gehörte er zu den um die Wissenschaften verdientesten Männern seiner Nation. Die Gesamtausgabe seiner Werke (»Opere di M. C.«) erschien in Pisa und Florenz 1800–1813 (40 Bde.), »Opere scelte« (mit Leben) Mailand 1820, 4 Bde., »Prose edite ed inedite« Bologna 1882 (1 Band). Vgl. Alemanni, Un filosofo delle lettere (Turin 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 849.
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