Chiavacci

[16] Chiavacci (spr. kjawátschi), Vincenz, Schriftsteller, geb. 15. Juni 1847 in Wien, wurde Eisenbahnbeamter daselbst, begann jedoch schon in dieser Stellung literarisch tätig zu sein. Seit 1883 brachte er, im Laufe der Jahre die Zeitungen wechselnd, allsonntäglich unter der Maske der Frau Sopherl, eines »Weibes vom Stande«, nämlich dem Stand auf dem Wiener Obstmarkt, heitere Betrachtungen in Wiener Mundart über die Vorkommnisse in der abgelaufenen Woche, und diese Maske wußte er mit so viel Humor und Persönlichkeit auszustatten, daß die »Frau Sopherl vom Naschmarkt« 1890 mit ihrem ganzen Anhang von Gevattern und Freundinnen auf die Bühne der Josephstadt gebracht wurde (von L. Krenn und C.) und viel Beifall errang. Seine gemütvollen Bilder aus dem Wiener Volksleben hat C. in mehreren Bändchen gesammelt: »Aus dem Kleinleben der Großstadt« (Wien 1886), »Wiener vom Grund« (2. Aufl., das. 1889), »Bei uns z' Haus« (2. Aufl., das. 1889), »Wo die alten Häuser stehen« (das. 1889), »Kleinbürger aus Groß-Wien« (Stuttg. 1893). In Gemeinschaft mit C. Karlweis schrieb C. das Volksstück: »Einer vom alten Schlag« (1886), mit F. v. Schönthan »Aus 'n Herzen heraus«, mit L. Ganghofer das Sing. spiel: »Der kritische Tag«. Mehr Erfolg hatte 1892 seine mit L. Krenn geschriebene Posse: »Die von der Burgmusik«. Mit L. Ganghofer gab er I. Nestroys gesammelte Werke (Stuttg. 1891) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 16.
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