Christine de Pisan

[114] Christine de Pisan (spr. -sang), franz. Dichterin, geb. um 1363 in Venedig, gest. um 1431 im Kloster Poissy, wohin sie sich 1418 zurückgezogen hatte, kam 1368 mit ihrem Vater, der als Astronom berufen war, an den Hof König Karls V. Schon mit 15 Jahren an Etienne du Castel verheiratet, verlor sie diesen bereits 1389 und flüchtete sich, Trost und das tägliche Brot suchend, auf das Gebiet der Literatur. Die Weichheit ihres Gemüts spiegelt sich in ihrer Ausdrucksweise und erweckt auch für ihre Schrifken Teilnahme. Ihre hauptsächlichsten poetischen Werke, von denen sie die meisten dem Herzog Johann von Berry widmete, sind: »Cent ballades et autres betits poèmes«; »Le poème de la Pucelle« (zuletzt Orléans 1865), von Quicherat auch im »Procès de Jeanne d'Arc« (1841 bis 1849, 5 Bde.) abgedruckt; »Le chemin de long estude« (1403, hrsg. von Püschel, Berl. 1881). Von ihren prosaischen Werken sind die interessantesten: »Le livre des faits et bonnes mœurs de Charles V« (1405, abgedruckt in Michaud und Poujoulats »Collection des mémoires«, Bd. 2), das Leben des Marschalls Bouciquanti, und »Le trésor de la cité des dames« (Par. 1497,1503). Außerdem schrieb sie: »Épîtres sur le roman de la Rose« (1399), eine strenge Kritik dieses Werkes, woran sich eine literarische Polemik schloß. Ihre »Œuvres poétiques« gibt Roy heraus (Par. 1886–96, Bd. 1–3). Vgl. Thomassy, Essai sur les écrits politiques de C. (Par. 1838); Robineau, C. sa vie, ses œuvres (das. 1882); Koch, Leben und Werke der C. (Goslar 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 114.
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