Coler

[219] Coler, 1) (gewöhnlich Colerus) Johann, landwirtschaftl. Schriftsteller, geb. gegen Ende des 16. Jahrh. zu Goldberg in Schlesien, gest. 23. Okt. 1639 in Parchim, ward zu Rostock Magister, dann Prediger in der Mark und schrieb: »Calendarium perpetuum et sex libri oeconomici« (1592, 3. Aufl. 1684) und »Oeconomia ruralis et domestica« (Wittenb. 1591 bis 1601, 6 Tle.), beide zusammen herausgegeben als »Haushaltungsbuch« (beste Ausgaben von seinem Sohn, Frankf. 1672; zuletzt Leipz. 1711), das erste in Deutschland erschienene umfassende ökonomische Werk, das mehr in die Massen drang als irgend eins der gleichzeitigen Schriftsteller.

2) Alwin von, preuß. Generalstabsarzt, geb. 15. März 1831 in Gröningen bei Halberstadt, gest. 26. Aug. 1901, studierte seit 1852 auf dem Friedrich Wilhelms-Institut in Berlin, wurde 1863 Stabsarzt und, nachdem er sich in den Feldzügen von 1864 und 1866 besonders bewährt hatte, 1867 zum Medizinalstab kommandiert. 1868 trat er in die neuerrichtete Medizinalabteilung des Kriegsministeriums ein, 1879 wurde er Generalarzt und 1889 Generalstabsarzt des preußischen Heeres und Direktor der militärärztlichen Bildungsanstalten. 1892 wurde er zum ordentlichen Honorarprofessor an der Universität ernannt. Als Dezernent in der Medizinalabteilung unter Grimm und als Abteilungschef unter Lauer nahm C. hervorragenden Anteil an der Neuordnung des Sanitätsdienstes im Heer. Er erstrebte die gedeihliche Entwickelung und Förderung des militärärztlichen Standes (Schaffung des Sanitätsoffizierkorps), Hebung der militärärztlichen und medizinischen Wissenschaft (Einrichtung von Fortbildungskursen für Militärärzte des aktiven und Beurlaubtenstandes) und die Nutzbarmachung der militärärztlichen Kenntnisse und Kräfte für die Armee. Die von ihm verfaßte Kriegssanitätsordnung (1878) und die Friedenssanitätsordnung (1891) sind für alle Armeen vorbildlich geworden und haben ein beständiges Sinken der Krankheits- und Sterblichkeitsziffer in der Armee bewirkt. Unter seiner Leitung entstanden der »Sanitätsbericht über die deutschen Heere im Kriege 1870/71« (9 Bde.), die jährlich erscheinenden Friedenssanitätsberichte über die Armee, die »Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militärsanitätswesens« (Berl., seit 1892); »Die transportable Lazarettbaracke« (mit v. Langenbeck und Werner, 2. Aufl., das. 1890); »Die Wirkung u. kriegschirurgische Bedeutung der neuen Handfeuerwaffen« (mit Schjerning und Tilmann). Die zu seinem 70. Geburtstag begründete »Bibliothek von Coler« vom Generalarzt Schjerning ist eine Sammlung von Werken aus dem Bereich der medizinischen Wissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der militärmedizinischen Gebiete (Berl., bis 1903: 15 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 219.
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