Croy [2]

[355] Croy (spr. kreu), altes, jetzt in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden angesessenes Herzogsgeschlecht pikardischen Ursprungs, dessen Stammsitz C. (Crouy) im Depart. Seine-Marne liegt, erwarb 1397 die Grafschaft Chimay und teilte sich mit den Brüdern Anton (gest. 1475) und Johann (gest. 1473), den einflußreichsten Ratgebern Philipps des Guten von Burgund, in zwei Linien. Der ältern, die 1486 die Reichsfürstenwürde erlangte, gehören an: Wilhelm (gest. 1521), der Erzieher Kaiser Karls V., sein Neffeund Erbe Philipp (gest. 1549), seit 1533 Herzog von Aerschot, dessen Sohn Philipp (gest. 1595 in Venedig), der während des niederländischen Aufstandes eine oft zweideutige Rolle spielte, und sein Sohn Karl (geb. 1560, gest. 1612), der, 1582–84 Calvinist und Anhänger Wilhelms von Oranien, später in spanischen Diensten gegen die niederländische Republik und gegen Frankreich kämpfte, 1598 die Erhebung von C. zum Herzogtum durchsetzte und wertvolle Memoiren (hrsg. von Reiffenberg, Brüss. 1845) hinterließ. 1640 fielen die Besitzungen durch Heirat an die jüngere Linie, die sich wieder in mehrere Zweige teilte. Der eine, C.-Havré, starb mit Herzog Joseph 12. Nov. 1839 in dec männlichen Linie aus; der andce, C.-Dülmen, erwarb 1677 die Reichsfürstenwürde,[355] empfing 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß für die am linken Rheinufer verlornen mittelbaren Güter das frühere münstersche Amt Dülmen (ca. 300 qkm) und ward durch die Wiener Krongreßakte preußische Standesherrschaft, seit 1854 mit erblichem Sitz im preußischen Herrenhaus. Die Herzöge von C. führen auch den Titel Granden von Spanien. Jetziges Haupt des Hauses ist Herzog Karl, geb. 29. Jan. 1859 in Brüssel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 355-356.
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