Republik

[816] Republik (v. lat. res publica, »Gemeinwesen«, Freistaat), Volksherrschaft im Gegensatz zur Einherrschaft oder Monarchie. Die republikanische Staatsverfassung legt der Gesamtheit des Volkes die Souveränität (Volkssouveränität) bei, während diese in monarchischen Staaten dem Fürsten (Fürstensouveränität) zusteht. Je nachdem in einer R. die Regierungsgewalt von einer bevorzugten Klasse des Volkes oder von der Gesamtheit der Staatsangehörigen ausgeübt wird, unterscheidet man Aristokratie (s. d.) und Demokratie (s. d.). Während nach den demokratischen Verfassungen des Altertums, z. B. in Athen, die Gesamtheit des Volkes in den Volksversammlungen über die wichtigern Staatsangelegenheiten entschied (unmittelbare, antike Demokratie), übt das Volk in der modernen Demokratie nur mittelbar durch seine Volksvertreter und durch die von ihm gewählten Organe die Staatsgewalt aus (repräsentative Demokratie). Da die Staatsform der Aristokratie und, von wenigen Schweizer Kantonen abgesehen, auch die unmittelbare Demokratie sich nicht mehr findet, so kann man die repräsentative Demokratie als die moderne R. bezeichnen. Diese repräsentative R. gelangte namentlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Ausbildung, indem sie hier aus den von England mit herübergebrachten Ideen und Grundsätzen der monarchisch-aristokratischen Repräsentativverfassung hervorging. Das amerikanische Vorbild fand dann in Frankreich Nachahmung, woselbst nach dem Sturz Napoleons III. wiederum eine repräsentative R. errichtet ist. Auch die Schweiz hat eine repräsentativ-republikanische Verfassung, wie denn auch dort die meisten einzelnen Kantone eine solche angenommen haben. klnter der Bezeichnung rote R. versteht man die von dem äußersten Radikalismus angestrebte R. mit absoluter Gleichstellung der Individuen (soziale R.), die nötigenfalls mit blutiger Gewalt (daher der Name) verwirklicht werden soll; scherzhaft auch »das rote Gespenst« (nach einer 1851 erschienenen Broschüre von Romieu: »Le spectre rouge de 1852«). Über die gegenwärtigen Verbreitungsgebiete der Republiken vgl. die Karte »Staatsformen der Erde«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 816.
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