[270] Dünaburg (seit 1893 Dwinsk genannt), Kreisstadt im russ. Gouv. Witebsk, am See Tschun und am rechten Ufer der Düna, Knotenpunkt der Eisenbahnen Petersburg-Warschau und Riga-Orel, mit 2 katholischen, griechischer und evang. Kirche sowie Synagoge, hat mehrere Fabriken und große Handelsmagazine und zählt (1897) 72,231 Einw., die bedeutenden Handel mit Flachs, Hanf u. Bauholz und Schifffahrt treiben. Die Festung, die erst der Neuzeit ihren Ursprung verdankt, ist eine der stärksten Westrußlands und enthält mehrere vorgeschobene Forts und auf dem linken Ufer einen Brückenkopf. D. ist 1274 von dem Ordensmeister Ernst erbaut und war in polnischen Zeiten eine Starostei des Palatinats Livland. 1577 wurde es von dem Zaren Iwan Wasiljewitsch erobert, danach aber von dem polnischen König Stephan Báthori wieder mit Polen vereinigt. 1656 entriß der Zar Alexei Michailowitsch die Stadt den Polen abermals und nannte sie Borissoglebsk, mußte sie aber bald wieder an Polen abtreten. In der ersten Teilung Polens (1772) wurde sie mit Rußland vereinigt.