[876] Dichroïsmus (Trichroïsmus, auch Pleochroïsmus, griech.), die Eigenschaft der doppelbrechenden Kristalle, im durchfallenden Licht nach zwei oder drei Richtungen verschiedene, nicht auseinander zurückführbare Farben, bez. verschiedene Intensität des durchgelassenen Lichtes, zu zeigen. Das Absorptionsvermögen ist in diesen Kristallen verschieden je nach den Richtungen, in denen sich die Ätherschwingungen vollziehen, durch die das den Kristall durchdringende polarisierte Licht zu stande kommt. Bei Kristallen des quadratischen und hexagonalen Systems treten besonders zwei Farbenrichtungen hervor (Dichroïsmus), indem sie, von der Basis her gesehen, also in der Richtung der Hauptachse, in der sie das Licht einfach brechen, eine andre Farbe (die Basisfarbe) zeigen als rechtwinkelig dagegen; letztere Farbe (Prismenfarbe) ist eine Flächenfarbe, die sich aus denjenigen Farben zusammensetzt, die den in der Fläche gelegenen optischen Elastizitätsachsen entsprechen, also aus der der Hauptachse entsprechenden Farbe, der Achsenfarbe, und aus der der senkrechten Richtung entsprechenden Farbe, der Basisfarbe. Die rhombischen, monoklinen und triklinen Kristalle lassen drei verschiedene Achsenfarben, entsprechend den drei optischen Elastizitätsachsen (Trichroïsmus), unterscheiden. Die Flächenfarben, die allein man mit bloßem Auge wahrnimmt, kann man in die entsprechenden Achsenfarben leicht vermittelst der von Haidinger[876] konstruierten dichroskopischen Lupe (Dichroskop) zerlegen. Diese ist ein Kalkspatprisma in zylindrischer Hülse, das am Objektivende mit einer quadratischen Öffnung, am Okularende mit einer Lupe versehen ist, und das von der vor das Objektiv gehaltenen pleochroïtischen Kristallplatte zwei verschieden gefärbte Bilder (Achsenfarben) nebeneinander liefert. Besonders deutlich ist der Pleochroïsmus an manchen stark gefärbten Mineralien, wie am Turmalin, Pennin, Axinit und Cordierit (letzterer wurde früher Dichroit genannt, weil zwei der drei Farben sehr leicht unterscheidbar sind).