[249] Du Deffand (spr. dü deffáng), Marie de Vichy-Chamrond, Marquise, geistreiche franz. Salondame, geb. 25. Dez. 1697 aus einer armen burgundischen Adelsfamilie, gest. 23. Sept. 1780 in Paris,[249] erhielt eine oberflächliche und freie Erziehung und vermählte sich 1718 mit dem reichen Marquis D., von dem sie sich aber bald trennte. Hochgefeiert wegen ihrer Schönheit und ihres Geistes, stürzte sie sich in eine Menge galanter Abenteuer, galt eine Zeitlang für die Geliebte des Regenten und schloß endlich ein inniges Verhältnis mit dem Präsidenten Hénault, das bis zu dessen Tode währte. Um 1740 war ihr Salon der Sammelplatz der berühmtesten und vornehmsten Gesellschaft; Voltaire, Montesquieu, d'Alembert u.a. waren ihre ständigen Gäste. Die Anziehungskraft ihrer geistreichen Zirkel wurde nicht gemindert, als sie 1753 vollständig erblindete und eine Wohnung im Kloster St.-Joseph bezog; erst als Fräulein v. Lespinasse, die sie sich zur Gesellschafterin genommen hatte, mit Eklat sich von ihr trennte und den besten Teil ihrer Gesellschaft, d'Alembert an der Spitze, mit sich zog, erlitt der Glanz ihrer Gesellschaften empfindliche Einbuße. Doch fand die 68jährige Blinde einen großen Trost in dem zärtlichen, ja leidenschaftlichen Verhältnis zu dem geistvollen Engländer Horace Walpole, mit dem sie einen regen, geist- und gefühlvollen Briefwechsel unterhielt. Als Schriftstellerin stellt man sie neben Voltaire; die durchsichtige Klarheit ihres Stiles, ihre treffenden Bemerkungen, ihr sicheres Urteil, ihr schlagfertiger Witz machen ihre Briefe zu den interessantesten des ganzen Jahrhunderts. Ihre Korrespondenz mit d'Alembert, Hénault, Montesquieu u.a. ist 1809 in zwei Bänden veröffentlicht (neue Ausg. 1865, 2 Bde.); ihre Briefe an Walpole (von 17661780) und an Voltaire (von 175975) London 1810 in vier Bänden (neue Ausg. 1864, 2 Bde.). Die »Correspondance inédite de Mad. D.« (meist Briefe an die Herzogin von Choiseul) veröffentlichte Sainte-Aulaire (neue Aufl. 1877, 3 Bde.). Vgl. Affe, Mademoiselle de Lespinasse et la marquise D. (Par. 1877); Lucien Perey, Le président Hénault et Mad. D. (4. Aufl., das. 1893).