Erĭwan [2]

[47] Erĭwan, Hauptstadt des gleichnamigen russisch-transkaukas. Gouvernements (s. oben), am Sangafluß, 65 km nordöstlich vom Ararat, 967 m ü. M., auf einer durch zahlreiche Kanäle aus der Sanga bewässerten Hochebene (mittlere Temperatur 11°), ist Sitz eines armenischen Bischofs und eines Brigadestabs der Grenzwache und hat (1897) 29,033 Einw. Die aus vier Stadtteilen bestehende Stadt hat 6 armenisch-gregorianische Kirchen, eine russische Kirche, 5 Moscheen, Karawanserei, armenisches Priesterseminar, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Hospital, Töpfereien, Gerbereien, Baumwollfabrikation. Dabei eine alte Festung mit 11,4 m hoher Mauer von 1,8 km Umfang. In der fruchtbaren Umgebung blühender Gemüse- und Obstbau (berühmte Pfirsiche). – Die Geschichte der Stadt, deren Name »Sichtbar« bedeutet, weil Noah vom Ararat aus diese Stelle zuerst als trocken gesehen haben soll, läßt sich nur bis ins 7. Jahrh. n. Chr. zurückführen. Türken und Perser herrschten hier abwechselnd. Erstere eroberten E. 1582, und Feschad Pascha machte es zur gewaltigen Festung; doch nahmen es 1604 die Perser wieder. 1679 wurden die Festungswerke nebst vielen Gebäuden der Stadt durch ein Erdbeben zerstört. Am 15. Juli 1804 fand hier ein Treffen zwischen den Russen unter Zizianow und den Persern unter Abbas Mirza statt; 1808 belagerten die Russen die Festung unter Gudowitsch und bestürmten sie 29. Nov. d. J. vergeblich. Im spätern russisch-persischen Kriege wurde sie aber 19. Okt. 1827 von dem russischen General Paskewitsch (»Eriwanskij«) erstürmt. Hierauf trat Persien im Frieden zu Turkmantschai vom 22. Febr. 1828 E. nebst der gleichnamigen Provinz an Rußland ab, während der südlichste Teil erst 1878 russisches Gebiet wurde. Vgl. v. Thielemann, Streifzüge im Kaukasus (Leipz. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 47.
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