Fazĭes

[365] Fazĭes (lat. facies, »Gesicht, Antlitz«) einer Gebirgsformation oder eines Formationsgliedes, ein charakteristisches, von andern Lokalitäten abweichendes petrographisches oder paläontologisches Verhalten derselben. So spricht man z. B. von Sand-, Ton-, Kalkfazies, oder von Korallen-, Schwamm-, Kephalopodenfazies u. dgl. Man kann aus der petrographischen Beschaffenheit und den organischen Einschlüssen die Art der Entstehung feststellen und danach unterscheiden zwischen einer Hochseefazies (pelagischen, ozeanischen F.), wohin besonders die reinern Kalke gehören, und verschiedenen Strandfazies, die sich in mergelig-kalkige, tonige und sandige teilen. Sind Reste von Land- und Süßwassergeschöpfen in größerer Zahl vorhanden, so hat man Strandfazies (Litoralfazies) im strengsten Sinn, die in brackische Bildungen übergehen. Man nennt diese auch Ästuarbildungen und bei etwas größerer Flächenausdehnung limnische F. Fehlen organische Reste, die auf marinen Ursprung deuten, ganz, so gibt dies die Süßwasserfazies. Beispiel einer limnischen F. ist die Wealdenformation Englands und Norddeutschlands, während die mit ihr gleichzeitigen Übergänge von Jura zu Kreide in den Alpen pelagisch sind. Auch die Strandbildungen des nord- und mitteldeutschen Lias und Keupers werden in den Alpen durch eine kalkige Hochseefazies vertreten. Wenig Erfolg hat man bisher im allgemeinen, wenn auch einzelne bedeutsame Tatsachen vorliegen, hinsichtlich der Feststellung klimatischer F. auf Grund paläontologischer Verschiedenheiten innerhalb ein und derselben Schichtengruppe gehabt. – F. bei Eruptivgesteinen, soviel wie Modifikation oder Struktur (körnig, porphyrisch, glasig), s. Porphyrfazies.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 365.
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