Fingersatz

[577] Fingersatz (Applikatur), die Anwendung der Finger bei Instrumenten, auf denen die verschiedenen Töne durch Griffe hervorgebracht werden. Am einfachsten ist der F. bei den Blechblasinstrumenten, die so wenig Claves (die Ventile) haben, daß die Finger einer Hand zu deren Behandlung ausreichen; schwieriger ist der F. der Holzblasinstrumente, bei denen die Zahl der Tonlöcher und Klappen die der Finger beider Hände übersteigt; am kompliziertesten aber derjenige der Klavierinstrumente (Klavier, Orgel, Harmonium etc.), der eine förmliche Geschichte und eine umfangreiche Literatur hat. Jede Pianoforteschule ist zur Hälfte eine Schule des Fingersatzes. Das ältere Spiel (vor Bach) schloß den Daumen und kleinen Finger fast gänzlich aus; die folgende Periode beschränkte die beiden kurzen Finger für gewöhnlich auf die Untertasten; die jüngste Phase (Liszt-Tausig-Bülow) ignoriert die Unebenheiten der Klaviatur ganz und hebt alle Beschränkungen des Gebrauchs der kurzen Finger auf. Die Engländer zählen den Zeigefinger als ersten und markieren den Daumen durch ein +; doch kommt dieser Gebrauch jetzt allmählich ab. Vgl. L. Köhler, Der Klavierfingersatz (Leipz. 1862); Klauwell, Der F. des Klavierspiels (das. 1885); Michelsen, Der F. beim Klavierspiel (das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 577.
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