Gallĭone

[291] Gallĭone (Galeone), die stärksten Segelkriegsschiffe des spätern Mittelalters. Den Galeeren, den langen Ruderschiffen, standen in der ersten Hälfte des Mittelalters die »runden Schiffe« als ausschließliche Segelschiffe gegenüber, sie hatten bei 23,5 m Länge und 7,5 m Breite zwei Masten mit je einem lateinischen Segel. Im 12. Jahrh. bildete sich aus ihnen die beweglichere G. heraus, und im 16. Jahrh. waren die Gallionen zwar auch noch »runde« Schiffe, aber länger, schlanker und schneller, 28–29 m lang und 9–9,6 m breit, die Höhe vom Kiel bis zum Deck etwa ein Drittel der Länge. Sie hatten zwei Masten mit je drei Rahesegeln, ein Bugspriet (daran ein Rahesegel, die Blinde), so lang wie der Fockmast, ferner hinten einen dritten kleinern Mast mit einem lateinischen Besan, und zuweilen hinten noch einen vierten Mast, ebenfalls mit einem lateinischen Segel, den Gegenbesan. Der Rumpf, durch mehrere Decke geteilt, war voll und rund gebaut, hatte ein plattes Heck; das Oberwerk war hoch, besonders das Hinterschiff mit einem Aufbau von mehreren Stockwerken (Schanze, Hütte, Kampanje). Im 15. und 16. Jahrh. waren die Gallionen auch bei den nordischen Seemächten gebräuchlich, besonders in Spanien, wo sie in den amerikanischen Silberflotten eine Rolle spielten. Kleinere Segelschiffe als die Gallionen waren die Karavellen (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 291.
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