Gelenkwunden

[523] Gelenkwunden, Wunden, die eine Gelenkhöhle eröffnen. Das sicherste Zeichen, das eine Wunde ein Gelenk eröffnet hat, ist das Ausfließen von Gelenkschmiere (s.d.). Man unterscheidet Stich-, Schnitt- und Quetschwunden, bei letztern sowie bei den Schußwunden sind Knochenverletzungen häufige und wichtige Komplikationen. Der Verlauf der G. hängt vor allem davon ab, ob sie infiziert oder aseptisch sind, d. h. ob Infektionskeime bei der Verletzung in das Gelenk gelangt sind oder nicht. In letzterm Fall tritt unter antiseptischem Verband meist völlige Heilung ein; im andern erfolgt unter Fieber ein entzündlicher, meist eiteriger Erguß in das Gelenk. Findet dies in großen Gelenken statt, und sind die eingebrachten Keime von gefährlicher Natur, so kann rasch tödliches Eiterfieber eintreten; das Leiden ist daher ein sehr ernstes. Jedoch kann durch möglichst frühzeitige breite Eröffnung des Gelenkes auch in solchen Fällen Rettung gebracht werden, wie es bei milderm Verlauf und bei kleinern Gelenken die Regel ist; freilich bleibt oft Steifheit des Gelenkes zurück. Als letztes Mittel zur Rettung des Kranken vor dem Tode durch Eiterfieber bleibt manchmal nur die Amputation des betreffenden Gliedes, die aber nur zur Heilung führen kann, wenn sie frühzeitig vorgenommen wird, d. h. ehe es zu allgemeiner Blutvergiftung gekommen ist. Besonders gefährliche G. sind meistens die Schußverletzungen, da durch Geschosse nicht nur die Weichteile, sondern auch die Knochen zerschmettert werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 523.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: