Gondar

[123] Gondar (Guendar), alte abessin. Hauptstadt in Amhara, auf einem basaltischen Hügel, 2000 m ü. M., 37 km nördlich vom Tanasee, ist die gegenwärtig verfallene Residenz der frühern Kaiser, von deren Prachtliebe das von portugiesischen Baumeistern errichtete Kaiserschloß Gemp, der Palast des Ras und mehrere Lustschlösser in der Umgegend, sämtlich in Ruinen, noch heute zeugen. G. hatte früher 40,000, jetzt kaum 4000 Einw. (Christen und Juden). Die mohammedanische Stadt (Islambed) ist seit der Gewalttaufe aller Moslemin ganz verlassen. Die Einwohner fertigen Gold- und Silberarbeiten, musikalische Instrumente, Kirchengefäße und kunstvolle Sättel; die Geistlichen sind Meister in der Kalligraphie, malen Kirchenbilder, verfertigen Andachtskrücken und originelle Lesepulte. Auch werden hier die meisten Geistlichen der abessinischen Kirche ausgebildet. Der Ort wurde um die Mitte des 17. Jahrh. unter Kaiser Fasilides (Alem Saged) gegründet und in den Bürgerkriegen wiederholt verwüstet, so noch 1867 unter Theodoros II., der die meisten der 40 Kirchen zerstören ließ.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 123.
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