[624] Sattel, die zum sichern Sitze des Reiters auf dem Rücken des Pferdes befestigte Vorrichtung, die zugleich das Pferd, selbst unter dem schwersten Reiter und Gepäck, vor Druckschäden schützen soll. Das Sattelgerüst, aus Holz, Fischbein oder Stahl gefertigt, besteht aus zwei Längsstücken, den Trachten, die sich dem Pferderücken anpassen, und zwei Querstücken, den Stegen, welche die Trachten miteinander verbinden, doch so, daß die in der Mitte des Rückens verlaufenden Dornfortsätze nicht direkt gedrückt werden, sondern hier ein hohler Raum, die Kammer, verbleibt. Zu den äußern bekleidenden Sattelteilen gehören: das Kissen, der Knopf, der Sitz, die Taschen oder Blätter mit den Kniepauschen, die Steigbügelriemen und Steigbügel, die Gurten, Pauschen und schließlich auch etwaige Anhänge, wie Vorder- und Hinterzeug. Der Form nach teilt man die Sättel in deutsche, englische, ungarische, türkische und mexikanische. Der deutsche S., auch Schulsattel (Fig. 1), mit weichem und rauhem Wildleder bezogen und vorn und hinten mit Wulften versehen, gibt einen bequemen und festen Sitz, wird aber nur noch wenig benutzt; fehlen die hintern Pauschen und sind die vordern niedrig, so hat man den französischen S. Am meisten gebräuchlich ist der englische S. (Pritsche, Fig. 2), der leicht und haltbar ist und bei freiem Sitze dem Reiter eine ausreichen de Fühlung mit dem Pferde gestattet.
Der ungarische oder Bocksattel (Fig. 3) läuft nach vorn und hinten in hohen Löffeln (Vorder- und Hinterzwiefeln) aus, die dem Reiter und Gepäck feste Haltepunkte geben; das Sattelkissen fehlt und muß durch die untergelegte Decke, den Woilach, ersetzt werden. Der türkische S. unterscheidet sich von dem deutschen hauptsächlich durch die hohen und spitz zulaufenden Wulste am Vorder- und Hinterteil und durch die breiten, an Schnüren hängenden Steigbügel. Der mexikanische S. (Fig. 5) ist dem türkischen ähnlich. Er hat[624] hinten eine hohe Pausche, vorn einen hohen Zwiesel zur Anbringung von Gepäck und besonders des Lasso, die Steigbügel sind ebenfalls breit, die Bügelriemen sind sehr breit. Der Damensattel (Fig. 4) ist der englischen Pritsche ähnlich. Er hat einen breiten Sitz, vorn links seitwärts am Sattelknopf befindet sich ein Horn, über welches das rechte Bein gelegt wird, darunter ein abwärts gerichtetes Horn (Jagdhorn), welches das linke Bein umspannt und durch den Steigbügel fest dagegen gedrückt wird. Das mittelalterliche Wort für S. ist bastum und scheint auf die Anfertigung desselben aus Holz und Bast hinzudeuten (Bastard, Sattelkind). Früher hatte man nur Tierfelle oder Sattelkissen (ephippium) als Unterlage, was den alten Deutschen, die auf den nackten Pferden ritten, als eine Verweichlichung erschien; sie griffen infolgedessen die mit Ephippien ausgerüstete Kavallerie der Römer rücksichtslos als Weichlinge an. Erst 340 n. Chr. wird vom heil. Hieronymus zuerst eines Sattels, jedoch ohne Angabe seiner Beschaffenheit, Erwähnung getan; und doch berichten Zeitgenossen bereits von reichverzierten Sätteln (Walter von Aquitanien). Der Gebrauch der Steigbügel (stapedae, staffae), die wahrscheinlich früher nicht mit dem S. verbunden waren, kam erst später auf.
Im 9. Jahrh. sind die Sättel noch ohne Lehnen, die erst das Rittertum des Mittelalters mit seinen gepanzerten Reitern und Turnieren brachte, während man sich für Reisen und Kriegszüge einfacherer und leichterer, der sog. Froschsättel, bediente. Mit dem Fortfall der Eisenpanzer ging auch der S. wieder in die einfachern, oben angeführten Formen zurück. Der Gebrauch des Quersitzers, bez. des für denselben angewendeten Sattels für Frauen scheint im 12. Jahrh. in Gebrauch gekommen und erst im 14. Jahrh. allgemein geworden zu sein.
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