Gyp

[568] Gyp (spr. schipp), franz. Schriftstellerin, deren wahrer Name Gabrielle Gräfin Martel de Janville, geborne de Riqueti de Mirabeau lautet, geb. 1850 auf Schloß Koëtsal in der Bretagne, stammt durch ihren Vater aus dem Haus des berühmten Mirabeau und ist die letzte dieses Namens. Unter dem Pseudonym G. hat sie seit 1882 eine stattliche Reihe von Romanen und Novellen veröffentlicht, deren Eigenart anfänglich in einer vornehmen Rücksichtslosigkeit gegen herkömmliche Ideen und Gebräuche wurzelte, später aber einen starken antisemitischen und chauvinistischen Beigeschmack annahm. Die Schriftstellerin ist reich an witzigen und sarkastischen Einfällen und verfügt über eine bunte Sprache, zu der das Parlament, das Künstleratelier, die Straße, die Kinderstube das Ihrige beisteuern müssen. Unter anderm erschienen bisher: »Petit Bob« (1882), »Autour du mariage« (1883), »Le Druide«, »Le plus heureux de tous« (1885), »Sac à papier« (mit dem General Ambert), »Auteur du divorce« (1886), »Ohè, les psychologues!«, »Mlle. Èwe« (1889), die ernster gehaltene Erzählung »Une Passionnette« (1891), »Pas jaloux!« (1893), »Journal d'un philosophe« (1894), ihre treffendste, geistvollste Satire, die anmutige Kindergeschichte »Le mariage de Chiffon« (1894), der antisemitische »Baron Sinai« (1897), die gegen den Dreyfusverteidiger Picquart gerichtete Satire »Les femmes du Colonel« (1899), die rührende Geschichte einer kleinen Seiltänzerin »Le Friquet« (1901), die Kindergespräche »Jaquette et Zouzou« (1902), endlich »Un ménage dernier cri« (1903). Auf der Bühne versuchte sich G. ohne Erfolg mit »Autour du mariage« (1883) und »Mlle. Ève« (1895), besser gelang, unter Willys Mitarbeit: »Le Friquet« (1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 568.
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