Höllenfahrt Christi

[480] Höllenfahrt Christi. Da die Auferstehung Christi, mit welcher der Anfang seines himmlischen Daseins verbunden gedacht wird, nach der evangelischen [480] Überlieferung erst 40 Stunden nach seinem Hinscheiden am Kreuz stattfand, beschäftigte man sich schon früh (Eph. 4,9; 1. Petr. 3,19) mit der Frage, wo seine Seele gewesen sei, während der Leib im Grab war. Die nachher stehend gewordene und seit etwa 400 auch in das Glaubensbekenntnis übergegangene Antwort lautete dahin, daß Christus in das Schattenreich, ja in die Hölle hinabgestiegen sei und über den Teufel triumphiert, bez. seine Gefangenen erlöst habe. Übrigens ist diese Vorstellung immer widerspruchsvoll geblieben und von der reformierten Kirche eigentlich abgelehnt worden; s. Christologie. Vgl. Bruston, I. a descente du Christ aux enfers d'après les apôtres et d'apres l'Eglise (Par. 1897); C. Clemen,.Niedergefahren zu den Toten' (Gieß. 1900). – Die bildende Kunst hat dieses Dogma nur selten, gewöhnlich nur in zyklischen Darstellungen (Miniaturen, Holzschnitten, Reliefs. Fresken), behandelt. Aus dem 17. Jahrh ist ein Gemälde von A. Bronzino (in den Uffizien zu Florenz), aus neuerer Zeit das Gemälde: Christus in der Vorhölle von Cornelius (Raczynskische Sammlung in Posen) hervorzuheben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 480-481.
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