Hydraulischer Widder

[690] Hydraulischer Widder (Montgolfiersche Wassermaschine, Stoßheber), eine 1797 von Montgolfier erfundene Wasserfördervorrichtung, die benutzt werden kann, wo bei vorhandenem Gefälle ein Teil des durch dasselbe gelieferten Wassers über den Oberwasserspiegel zu heben ist. Von dem Behälter[690] a, etwa einem Teich, Bach, Fluß (s. Abbildung), führt ein Rohr b zu dem mit Steigrohr d versehenen Windkessel r.

Hydraulischer Widder.
Hydraulischer Widder.

Unter letzterm ist ein sich nach oben öffnendes Ventil (Steigventil) c, am freien Ende des Rohres b ein sich nach unten öffnendes Ventil, das sogen. Sperrventil (Stoßventil) v, angebracht. Ist das Steigventil geschlossen u. das Sperrventil infolge seines Gewichts offen, so fließt das Wasser bei v aus und hebt bei wachsender Ausflußgeschwindigkeit das Ventil v gegen seinen Sitz. Der Wasserausfluß wird plötzlich unterbrochen, und durch den hierbei entstehenden Stoß wird nun das Ventil c geöffnet und so lange Wasser in den Windkessel r getrieben, bis der Druck der in diesem komprimierten Luft dem Stoß des Wassers das Gleichgewicht hält. Aus dem Windkessel wird das Wasser durch den Luftdruck im Steigrohr d in die Höhe getrieben und bei e zum Ausfluß gebracht. Sobald sich nach dem Stoß das Gleichgewicht wieder hergestellt hat, fallen die Ventile v und c durch ihr Gewicht wieder herab, und das Spiel wiederholt sich. Boulton und Leblanc haben sogen. saugende Stoßheber konstruiert, die das Wasser durch Ansaugen emporheben. Der von Bollée m Mans verbesserte Stoßheber soll unter den günstigsten Umständen einen Nutzeffekt bis 80 Proz. ergeben. Der hydraulische Widder wird nur sehr selten verwendet bei kleinen Wasserversorgungen und Bewässerungen. Eingehende Versuche über die Leistungen des Stoßhebers hat Eytelwein angestellt (»Bemerkungen über die Wirkung und vorteilhafte Anwendung des Stoßhebers«, Berl. 1805).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 690-691.
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