Ibērisches Gebirgssystem

[724] Ibērisches Gebirgssystem, das östliche Randgebirge des zentralen Tafellandes Spaniens, das[724] sich, abweichend von der Streichungslinie der übrigen Gebirgssysteme der Halbinsel, im allgemeinen von NW. nach SO. erstreckt und gegen S. und SO. in ein Bergland übergeht, das die südliche Umwallung des untern Ebrobassins bildet und als valencianisch-südkatalonische Bergterrasse bezeichnet werden kann. Das nördlichste Glied des iberischen Systems ist die aus Kreidekalk bestehende, niedrige, aber auf hohem Plateau ruhende Sierra de Bureba in der Provinz Burgos. Südlich davon erhebt sich der gewaltige, aus Jurakalk und silurischen Gesteinen bestehende Gebirgsstock der Sierras de Oca und de la Demanda (2305 m). Er bildet den Anfang jener von NW. nach SO. streichenden Gebirgsmauer, welche die Hochebene Altkastiliens von dem Ebrobassin scheidet, aber durch Flußtäler und tiefe Depressionen in einzelne Gebirgsmassen zerstückelt erscheint. Ihre hervorragendsten Glieder sind die Sierra de Urbion (2252 m), die Sierra Cebollera (2176 m) und die Sierra de Moncayo, die höchste Erhebung des ganzen Systems (2349 m). Der Kern dieses ganzen Gebirgszuges besteht aus silurischer Grauwacke, an den Hängen ist derselbe von Jurakalk überlagert. Jenseit des Jalontales beginnt der Wall der aus Jurakalk bestehenden, bis zu 1480 m hohen Parameras von Molina. Hieran schließen sich südwärts die Sierra de Albarracin und die Serrania de Cuenca, die sich zwischen dem neukastilischen Tafelland und dem südlichsten Teile des Ebrobassins ausbreiten. Der Kern dieses strahlig verzweigten Berglandes ist die 1610 m hohe, aus Jurakalk bestehende Muela de San Juan, der höchste Gipfel der Montes Universales; nordwestlich von ihr erhebt sich der 1840 m hohe Cerro de San Felipe. Das Tal des Guadalaviar und das Becken von Teruel scheiden das Bergland von Albarracin von der nordvalencianischen Terrasse. Dieses großenteils aus Kreide-, teilweise aber auch aus Jurakalk und triassischen Gesteinen zusammengesetzte Bergland bildet einen mächtigen Gebirgswall, der sich gegen das Ebrobassin in deutlichen Stufen (Sierra de Gudar u. a.) rasch abdacht, während er gegen die Meeresküste einen langen, sanft geneigten Abhang bildet. Auf diesem erheben sich aber gewaltige, meist parallele Gebirgsketten, die in dem Kegel der Peñagolosa 1813 m, in der Sierra de Gudar 1770 m Höhe erreichen. Breite Flußtäler durchziehen in der Richtung nach der Küste dieses großenteils kahle, aber malerische Felsengebirge, dessen nördliche Verlängerung vom Ebrotal durchbrochen wird. Der südlichste Teil des iberischen Systems besteht aus isolierten, meist von ONO. nach WSW. streichenden kahlen Bergketten, die teils durch Flußtäler, teils durch hügelige Plateaus und öde Steppengefilde voneinander geschieden sind. Mehrere treten bis an die Küste heran, wo sie mit steilen Felsenkaps endigen. Die höchsten Gipfel dieses meist aus Kalken und Marmor der Kreide- und Tertiärperiode zusammengesetzten Gebirgslandes sind der Moncabrer (1386 m) und El Carche (1371 m). S. Karte »Spanien und Portugal«.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 724-725.
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