Impŏstor

[781] Impŏstor (lat.), Betrüger; daher impostores docti, Gelehrte, die mit Vorsatz eine Stelle falsch zitieren oder falsch auslegen, Schriften andern unterschieben etc. Das aus dem 16. Jahrh. stammende Buch »De tribus impostoribus« beruht auf der nach Gregors IX. Annahme (1239) von Kaiser Friedrich II. geäußerten, jedenfalls in dem Zeitalter, möglicherweise auch in der Umgebung Friedrichs ihren Ursprung nehmenden Idee, daß Moses, Jesus und Mohammed Betrüger gewesen seien. Die Schrift bestreitet die Möglichkeit jeder göttlichen Offenbarung. ja sucht sogar den Gottesbegriff überhaupt aufzulösen, setzt ferner die heidnischen Göttermythen in Parallele zu den Forderungen des alttestamentlichen Gottes, z. B. daß Abraham seinen Sohn opfere, sowie zu der neutestamentlichen Erzählung von der Erzeugung des Gottessohnes durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau etc. Die ältesten vorhandenen Drucke des Werkes stammen aus dem Jahr 1598. Vgl. Genthe, De impostura religionum breve compendium (Leipz. 1833); Weller, De tribus impostoribus (2. Aufl., Heilbr. 1876); G. Brunet (Philomneste junior), De tribus impostoribus (Par. 1861); Reuter, Geschichte der religiösen Aufklärung im Mittelalter, Bd. 2 (Berl. 1877).[781]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 781-782.
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