Joseph ben Gorĭon

[314] Joseph ben Gorĭon (Gorionides, »Sohn des Gorion«), jüd. Befehlshaber im Aufstand gegen die Römer (67–70 n. Chr.), der mit dem Hohenpriester Anan Jerusalem befestigt e, kriegstüchtige Männer warb und ungeheure Vorräte an Waffen und Lebensmitteln häufte. Unter dem Namen Joseph (auch Josifon oder Josippon), Sohn des Gorion, ward etwa im 10. Jahrh. n. Chr. in Italien von einem unbekannten Verfasser eine romanhafte hebräische Überarbeitung und Fortsetzung der »Altertümer« des Josephus (s. d.) verfaßt, die unter dem Namen Josippon, auch »Pseudo-Josephus«, bekannt ist. Der Verfasser benutzte lateinische Übersetzungen des Josephus, des Aristeasbriefes, die Vulgata, Strabo, Lucian, die »Historia de proeliis« (Alexandersage), Stücke aus der Chronik des Eusebius u. a., vermutlich auch arabische Sagen. Ein Stück des Buches, das ins[314] Lateinische, Englische, Französische, Jüdisch-Deutsche und teilweise ins Deutsche übersetzt wurde, ward von Sacharja ben Said arabisch bearbeitet und ist als »Zweites Makkabäerbuch« anonym in den Londoner und Pariser Polyglottenbibeln abgedruckt. Das viel gelesene Buch erschien zuerst in Mantua 1476–79, dann in Konstantinopel 1510, in Basel 1541, in Venedig 1544, Prag 1744 u. ö.; ins Lateinische übersetzten es Gagnier (Oxford 1706) und Breithaupt (Gotha 1707), Auszüge wurden von Münster (Worms 1529 u. Basel 1559) veröffentlicht. Eine vollständige arabische Übersetzung erschien Beirut 1872. Vgl. Zunz, Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden (2. Aufl., Frankf. a. M. 1892, S. 158 ff.) und »The Jewish Encyclopedia«, Bd. 7, S. 259 ff. (New York 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 314-315.
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