Königswasser

[393] Königswasser (Aqua regis, Salpetersalzsäure), Mischung von 1 Teil Salpetersäure mit 4–6 Teilen Salzsäure, eine dunkelgelbe Flüssigkeit, die beim Erwärmen rotbraun wird und reichlich Dämpfe von eigentümlichem, an Chlor- und Untersalpetersäure[393] erinnerndem Geruch entwickelt. In dem K. wird der Wasserstoff der Salzsäure (HCl) auf Kosten der Salpetersäure zu Wasser oxydiert, und es entstehen freies Chlor und Stickstoffoxychlorid (Nitrosylchlorid) nach: HNO3+3HCl=2H2O+NOCl+2Cl. Die Wirkung der beiden Säuren aufeinander währt so lange, bis die Flüssigkeit mit Chlor gesättigt ist; wird letzteres dann durch ein Metall fortgenommen, so schreitet sie weiter fort, und es werden immer neue Mengen von Chlor frei. Das K. löst mit wenigen Ausnahmen alle Metalle und verwandelt sie in die chlorreichsten Verbindungen, die sie zu bilden vermögen. Am energischsten wirkt K. bei 40–50°. Man kann es ersetzen durch eine Mischung von Salzsäure und Salpeter oder von Salpetersäure mit Kochsalz oder Salmiak. Geber benutzte bereits eine solche Mischung von Salpetersäure und Salmiak zum Lösen des Goldes; die Bezeichnung K. findet sich zuerst bei Basilius Valentinus. Sie bezieht sich auf das Vermögen der Mischung, den König der Metalle, das Gold, zu lösen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 393-394.
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