[870] Kettenziehen, auch Riemenstechen genannt, ein Spiel, das von Taschenspielern und Gaunern zum »Bauernfang« benutzt wird. Es besteht darin, daß eine dünne, glatte Kette ohne Ende in verschiedenen, bald einfachen, bald recht verwickelten Windungen auf den Tisch gelegt wird. Hierauf wird der zu Betrügende aufgefordert, seinen Finger in eine der Windungen auf den Tisch zu stellen und zu wetten, ob sein Finger beim Wegziehen der Kette freibleibt oder gefangen wird. Da der Betrüger jedoch je nach dem Ja oder Nein des andern an der linken oder rechten Seite der Kette zieht und dadurch nach Belieben ein Freibleiben oder Gefangennehmen des Fingers erzielen kann, wird der Spieler stets seine Wette verlieren. Meist benutzen die Gauner hierzu eine Kette, die sie als Uhrkette um den Hals tragen. Vgl. Groß, Handbuch für Untersuchungsrichter (4. Aufl., Münch. 1904).