Kieselchloride

[893] Kieselchloride. Siliciumtetrachlorid (Perchlorsilicimethan) SiCl4 entsteht bei Einwirkung von Chlor auf Silicium oder auf ein erhitztes inniges Gemisch von Kieselsäure mit Kohle, auch bei Behandlung von Ferrosilicium mit Chlor. Farblose, an der Luft rauchende Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,5, die bei 59° siedet, bei -20° noch nicht erstarrt, riecht erstickend, bildet mit Wasser Kieselsäure und Chlorwasserstoff, mit Alkohol Kieselsäureäther. Im weißglühenden Rohr bildet es bei Gegenwart von Luft Siliciumoxychlorid Si2OCl6, eine farblose, an der Luft rauchende Flüssigkeit, die bei 136° siedet und mit Wasser in Kieselsäure und Salzsäure sich zersetzt. Siliciumhexachlorid Si2Cl6 entsteht beim Erhitzen von Silicium mit Siliciumtetrachlorid, bildet farblose Kristallblätter, die bei -1° schmelzen, es siedet bei 147° und zerfällt beim Erhitzen in Silicium und Siliciumtetrachlorid. Mit Eiswasser bildet es Siliciumoxalsäure H2Si2O4, eine farblose amorphe, reduzierend wirkende Substanz. Sulcichloroform (Trichlorsilicimethan) SiH Cl3 entsteht bei Einwirkung von Chlorwasserstoff auf mäßig erhitztes Silicium oder Ferrosilicium, auch bei Einwirkung von Phosphorchlorid auf Kieselwasserstoff, es bildet eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,65, riecht heftig, raucht an der Luft und siedet bei etwa 36°. Der Dampf ist sehr leicht entzündlich und verbrennt mit grünlicher, schwach leuchtender Flamme zu Kieselsäure und Chlorwasserstoff; mit Wasser bildet es Salzsäure und Siliciameisensäureanhydrid Si2H2O3, mit Alkohol Siliciorthoameisensäureäthyläther SiH(C2H5O)3. Der Dampf bildet im glühenden Rohr amorphes Silicium, Siliciumchlorid und Chlorwasserstoff.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 893.
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