Kino [1]

[26] Kino, eingetrockneter gerbsäurehaltiger Pflanzensaft von verschiedener Abstammung. Malabarkino von Pterocarpus Marsupium wird auf der Malabarküste durch Einschnitte in die Rinde des Baumes gewonnen, fließt als rötlicher Saft aus und erstarrt sehr bald ohne künstliche Wärme; es bildet kleine, glänzende, eckige Stücke von schwärzlicher, ins Rote fallender Farbe, ist in dünnen Splittern rubinrot durchscheinend, schmeckt adstringierend, dann süßlich, löst sich fast vollständig in heißem Wasser und Alkohol und besteht im wesentlichen aus Kinogerbsäure mit Protokatechusäure und Gallussäure. Die Lösungen scheiden an der Luft unter Aufnahme von Sauerstoff unlösliches Kinorot ab. Man benutzt es bisweilen als Adstringens, zu Zahnpulvern etc., wahrscheinlich auch bei der Fabrikation von Wein und, wenn es billig genug zu haben ist, in der Gerberei. K. wurde zuerst seit 1733 in Afrika von Pterocarpus erinaceus gewonnen und in den Arzneischatz eingeführt. Schon zu Anfang des 19. Jahrh. wurde aber das Malabarkino bekannt, das bald die teure afrikanische Droge verdrängte. Bengalisches K. (Palasakino) wird aus der Rinde von Butea frondosa durch Einschnitte gewonnen, kommt aber nur selten in den europäischen Handel. Australisches (Botanybaykino) stammt von Eucalyptus resinifera und andern Eucalyptus-Arten, stimmt in manchen Sorten mit dem Malabarkino überein, während andre Sorten Schleim enthalten. Amerikanisches oder westindisches K., s. Coccoloba.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 26.
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