Kleindeutsch

[119] Kleindeutsch hieß bis 1866 die politische Partei in Deutschland, die das sogen. Kleindeutschland erstrebte, d. h. Ausschluß einer der beiden Großmächte, deren Interessen mindestens eine politische Organisition Deutschlands unmöglich machte, und zwar galt der Ausschluß Österreichs als einer nur zum Teil deutschen Macht als selbstverständlich. Doch haben die politischen Vereinigungen, die dies Ziel verfolgten, sich nie Kleindeutsche genannt; dieser Name ist ihnen mehr spottweise (z. B. von Onno Klopp) beigelegt worden. Nachdem schon Paul Pfizer (s. d. 1) in dem »Briefwechsel zweier Deutschen« (2. Aufl., Stuttg. 1832) diese Lösung der deutschen Frage für die einzig mögliche erklärt hatte, nahm sie Heinrich v. Gagern, als er 1848 den Vorsitz im Reichsministerium übernahm, in sein Programm auf, und die »erbkaiserliche Partei« in Frankfurt mit ihrer Reichsverfassung vom März 1849, später die Gothaer, endlich der Nationalverein haben sie, obwohl vergeblich, zu verwirklichen gesucht. Erst Bismarck gelang es 1866–71. Ihre Gegner bildeten die »großdeutsche« Partei (s. Großdeutsch).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 119.
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