[369] Programm (griech., programma), eigentlich öffentliche schriftliche Bekanntmachung, öffentlicher Anschlag, jetzt besonders öffentliche Ankündigungs- oder Einladungsschrift, die von Universitäten, Gymnasien und andern höhern Bildungsanstalten bei Gelegenheit einer feierlichen Handlung, zu gewissen Festen (theologische Fakultäten) oder beim Jahreswechsel erlassen wird. Da solchen Programmen nach altem Brauch oft gelehrte Aufsätze beigegeben werden, hat die Programmliteratur besonders in der neuern Zeit wissenschaftliche Bedeutung erlangt. Vgl. Bechstein, Die Literatur der Schulprogramme (Leipz. 1864); Schwalbe, Die Programmfrage (1881); Boll, Bedeutung und Wert der Dissertationen, bez. Programme (1889). Den Austausch der Programme unter den höhern Schulen Deutschlands vermittelt nach Übereinkunft mit den deutschen Regierungen die Verlagsbuchhandlung von B. G. Teubner in Leipzig. Außerdem besteht hier seit 1884 eine private Zentralstelle für Dissertationen und Programme (Buchhandlung Gustav Fock), die seit 1889 einen »Bibliographischen Monatsbericht über neu erschienene Schul- und Universitätsschriften« herausgibt. Ein »Jahresverzeichnis der an den deutschen Schulanstalten erschienenen Abhandlungen« veröffentlicht seit 1890 die Buchhandlung von A. Asher u. Komp. in Berlin. Auch bei andern festlichen Gelegenheiten wird die Aufeinanderfolge der Feierlichkeiten durch ein P. (Festprogramm) öffentlich bekannt gemacht. Im öffentlichen Leben spricht man vom P. einer Partei, einer Zeitung, einer zu bestimmten Zwecken gegründeten Gesellschaft, auch einer Regierung oder eines leitenden Staatsmannes, wenn in mehr oder weniger bindender Gestalt die Grundsätze des beabsichtigten Handelns im voraus verkündet werden.