[765] Kueit (Koweit), kleiner Araberstaat am Persischen Meerbusen, dessen Scheich in nomineller Abhängigkeit von der Türkei steht. Die gleichnamige Hauptstadt liegt unter 291/2° nördl. Br. und 48° östl. L. an einer Bucht, die für den besten Hafen des Meerbusens gilt und 30 km Länge und 15 km Breite besitzt. Beim Entwurf des Planes für die deutsche Bagdadbahn ist deshalb K. als Endpunkt in Aussicht genommen worden, weil sich das Mündungsgebiet des Schatt-el-Arab wegen der den Fluß versperrenden Barre nicht dazu eignet. Das Gebiet von K. ist öde und nur als Zugangspunkt von Wert. Während K. bis vor kurzem keinen Anspruch auf besondere Beachtung erheben durfte, ist es in den letzten Jahren, namentlich als geplante Endstation der Bagdadbahn, an Wichtigkeit außerordentlich gewachsen. Nach der Ermordung Mohammeds ibn Ssabah, des Scheichs von K., ist 1896 sein Bruder Mbarek (Mubarak) ibn Ssabah zur Herrschaft gelangt, indem er die Ansprüche seiner [765] Neffen abwies und ihren reichen Oheim Jusuf Ibrahim, der die Geschädigten vertrat, aus K. entfernte. Jusuf Ibrahim fand Zuflucht bei dem Emir Abd ul Asis (Abd el Aziz) von Dschebel-Schammar (s. d.) im Innern Ostarabiens, der als Neffe und Nachfolger des 1897 verstorbenen großen Mohammed ibn Raschid, in ziemlicher Unabhängigkeit von der Pforte, Kopfsteuern von den nach Mekka und Medina durchziehenden Pilgerkarawanen erhebt. Um diese lästige Bevormundung abzuschütteln und den Emir für die Aufnahme Jusuf Ibrahims zu bestrafen, verband sich Mbarek von K. mit dem Scheich Saadun Pascha, der als türkischer Mutessarrif dem seit anderthalb Jahrzehnten der Pforte vollständig unterworfenen Stamme der am untern Euphrat zwischen den Mündungen des Ateschan und des Tigris hausenden Muntesik-Araber vorsteht. Als im Oktober 1900 dem Scheich Abd ul Asis die von zwei Seiten drohende Gefahr zu groß erschien, wandte er sich telegraphisch an den Sultan um Schutz. Dieser wies den Wali von Basra, Ali Mohsin Pascha, an, zwischen den Rivalen zu vermitteln; tatsächlich kam zwischen dem Scheich von K. und dem Wali eine Einigung zustande. Die Fortsetzung eines inzwischen einseitig von Saadun Pascha begonnenen Kampfes gegen Abd ul Asis wurde durch das rasche Eingreifen des von Bagdad ausgesandten Brigadegenerals Mohammed Fazil Pascha verhindert; und als trotzdem der Scheich Abd ul Asis seinerseits gegen K. vorrückte (Ende Januar 1901), erhielt General Kiazim Pascha in Bagdad den Auftrag, die Gegner zu trennen. In den nächsten Monaten haben sich dennoch weitere Reibereien größern Stils am Persischen Meerbusen zugetragen, und Mbarek soll in einer Schlacht an 5000 Mann verloren haben. Er scheint sich seitdem ganz unter englischen Schutz gestellt zu haben. Vgl. den sachkundigen Aufsatz in der »Times« vom 31. März 1902; Whigham, The Persian problem (Lond. 1903).