Kymation

[902] Kymation (Kyma, griech., »Welle, Woge«, Blattwelle, Karnies), tektonische Bezeichnung für die architektonischen Profilglieder, durch die das Stützen symbolisiert wird. Je nachdem der Begriff des stärkern oder leichtern Tragens ausgesprochen werden soll, ist das K. anders profiliert.

1. Dorisches Kyma.
1. Dorisches Kyma.
2. Echinuskyma.
2. Echinuskyma.
3. Eierstabkyma.
3. Eierstabkyma.
4. Lesbisches Kyma.
4. Lesbisches Kyma.

Man unterscheidet das leicht stützende dorische K. (Fig 1), wie es im dorischen Gebälk, am dorischen Wandpfeiler (der Ante) vorkommt, von dem schwertragenden Echinuskyma (Fig. 2) des dorischen Säulenkapitells, aus dem sich dann das sogen. ionische oder Eierstabkyma (der »Eierstab«, so benannt nach seiner plastischen Behandlung, Fig. 3) entwickelt; zwischen beiden etwa steht das lesbische K., auch Herzblattstab genannt (Fig. 4). Abgesehen davon, daß[902] schon die Profilform das elastische Tragen ausspricht, wird der tektonische Begriff insbes. durch die Ornamentierung des K. gegeben und bewiesen. Das in den ältesten Stilarten, so noch in der dorischen, nur ausgemalte, später gemeißelte Ornament besteht aus schematischen Reihen neben- und hintereinander gehefteter, aufstrebender Blätter, deren Spitzen je nach dem Grade der Belastung mehr oder weniger stark nach unten umgebogen sind. So ist z. B. das dorische K. nur halb, das Echinuskyma dagegen bis zum Fußpunkt, wo es durch ein bindendes Gliedchen angeheftet ist, herabgebogen. In spätern Stilen geht der strengere tektonische Begriff mehr oder weniger verloren; soz. B. schon beim griechischen Eierstab, noch mehr bei seinen römischen und Renaissance-Varianten, bei denen das tektonische durch das dekorative Moment überwogen wird (vgl. Fig. 5 u. 6).

5. Römisches Kyma.
5. Römisches Kyma.
6. Römisches Kyma.
6. Römisches Kyma.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 902-903.
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