Le Maire

[397] Le Maire (spr. lömǟr', L. de Belges, d.h. aus Bavai), Jean, franz. Dichter, geb. um 1473 in Bavai (Norddepartement), gest. vor 1525, trat 1498 in den Dienst Herzog Peters II. von Bourbon, nach dessen Tod (1503) in den Dienst der Regentin der Niederlande, Margarete von Österreich, und wurde nach dem Tode seines Oheims Molinet 1507 dessen Nachfolger als Bibliothekar und Historiograph der Regentin. 1512 ging er zum König von Frankreich über, der ihn zu Sendungen nach Italien benutzte und auch in seiner Politik von Le Maires Feder unterstützt wurde. Beim Tode Ludwigs XII. 1515 verlor er seine Stellung und ging elend zugrunde. Er schrieb einen Roman: »Illustration des Gaules et singularitez de Troie« (1509–13, 3 Bde.), den Ronsard für seine »Franciade« benutzte. In seinen Gedichten ahmte er die Italiener nach, besonders Petrarca, dichtete die ersten Terzinen in französischer Sprache und verbannte die überzählige Silbe vor der Zäsur, worin ihm später Marot nachfolgte. Die »Œuvres de Jean Le Maire« gab Stecher (Löwen 1882–92, 4 Bde.) heraus. Vgl. Ph. Becker, Jean L., der erste humanistische Dichter Frankreichs (Straßb. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 397.
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