Lloyd

[638] Lloyd (spr. leud), Edward, Besitzer eines der vielen Kaffeehäuser in der City von London, die gegen Ende des 17. Jahrh. auftauchten und bald als Sammelplätze politischer Parteien, Kaufleute etc. wichtig wurden, gründete 1696 für seine Gäste ein wöchentlich erscheinendes Handelsblatt: »Lloyd's News«, das wegen politischer Unvorsichtigkeit bald unterdrückt wurde und erst seit 1726 als »Lloyd's List« wieder erschien. Dies Organ diente hauptsächlich den Schifffahrtsinteressen, namentlich dem Versicherungswesen, dessen Vertreter Lloyd's Rooms zum Mittelpunkt ihres Geschäfts machten. So entwickelte sich eine Gesellschaft, die 1771 als New Lloyds an der Ostseite der Börse sich niederließ und den Mittelpunkt des englischen Seeversicherungswesens bildete. Sie erhielt 1871 Korporationsrechte und gibt die »Shipping and Mercantile Gazette and Lloyd's List« heraus, die von den in allen bedeutenden Seehäfen der Welt befindlichen Agenten mit Nachrichten versehen wird. Wöchentlich erscheint ein Index mit genauen Reisedaten über jedes auf überseeischen Reisen befindliche Schiff. 1834 gründete die Gesellschaft ein Schiffsklassifikationsinstitut: Lloyd's Register of British and foreign shipping, das seine Bureaus in White Lion Court, Cornhill, hat. Vgl. Martin, History of Lloyds (Lond. 1876); Grey, Lloyd's yesterday and to day (das. 1893). – Ein nach dem englischen Vorbild gegründetes deutsches Unternehmen ist der Germanische Lloyd (s. den folgenden Artikel). Auch führen mehrere Dampfschiffahrts-Gesellschaften den Namen L. Die bedeutendsten sind der Norddeutsche Lloyd in Bremen und der Österreichische Lloyd (s. unten). Außerdem existieren unter dem Namen L. mehrere dem Seehandel und dem Transport-Versicherungswesen[638] dienende Institute, wie der Rheinisch-Westfälische Lloyd in München-Gladbach, der Lloyd français in Paris, der Russische Lloyd in Petersburg etc. – Endlich ist L. auch Titel von Zeitungen, so des in Schanghai in deutscher Sprache erscheinenden »Ostasiatischen Lloyd«, des »Pester Lloyd« (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 638-639.
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